Ich möchte diesen Arikel zur Diskussion stellen und bin gespannt auf euere Meinungen!
Gruß Herbert
DATZ Autor:Claus Schaefer":24twvzwb schrieb:Aquarium oder Modelleisenbahn?
Auf der Heimtiermesse Hannover war der Wettbewerb im Einrichten von Aquarien der Publikumsmagnet. Sehenswert war das auf jeden Fall. Man darf sich aber auch Gedanken machen.
Aquascaping heißt dieses neue Hobby im Hobby und meint das Modellieren von Landschaften im Aquarium. Und Weltmeister ist auch jemand geworden, wenn man auch nicht erfährt, wovon eigentlich – Weltmeister aller im Aquarieneinrichterverband zusammengeschlossenen Aquarieneinrichter?
Aber das ist zunächst einmal ziemlich gleichgültig, denn spannend gemacht war die Sache schon.
An zwei Tagen wurden unter den Augen des da noch eher spärlichen Publikums die Aquarien von den Teilnehmern eingerichtet. Danach machte sich die Jury die Sache nicht leicht und vergab nach langem Ringen schließlich die Preise.
Ins Leben gerufen hatte die Veranstaltung Harald Soßna („Das Aquarium“, Braunschweig). Unterstützung hatte er gefunden bei den Sponsoren Eheim, Sera, Dennerle, Amtra und Tetra-Verlag. Der Wettbewerb war ausgezeichnet organisiert; die Aquarien wurden gestellt, womit die Größe für alle vorgegeben war.
Beim Rundgang fiel auf, dass grob besehen zwei Trends vorherrschten: Einige, eher wenige Teilnehmer folgten der Tradition der holländischen Pflanzenaquarien und versuchten, solche gestalterischen Elemente wie Solitärpflanze und Pflanzenstraße umzusetzen.
Naturaquarien?
Eine zweite, größere Gruppe gehörte den „Naturaquarien“ an, wobei hier ein paar Anmerkungen zu diesem Begriff erlaubt sein sollten. Takashi Amano hatte einst diese Mode losgetreten, als er damit berühmt wurde, Landschaftsvorbilder aus der oberirdischen Natur en miniature unter Wasser nachzubilden. Zunächst hießen diese durchaus reizvollen Kunstlandschaften ehrlicherweise auch nach ihrem Erfinder „Amano-Aquarien“.
Dabei stand am Anfang die Miniaturisierung so deutlich noch gar nicht im Vordergrund. Erst allmählich wurden die Formate sowohl der Behälter als auch der Einrichtungsgegenstände inklusive der Pflanzen immer kleiner. Im Zuge dieser Entwicklung wurden Moose und kleine bodendeckende Pflanzen immer begehrter, was schließlich zu Importen bislang ungebräuchlicher Aquarienpflanzen führte – eine schon einmal nicht zu unterschätzende Bereicherung.
Was an vielen Wettbewerbsaquarien auffiel, war aber der vorherrschende Bonsai-Landschaftscharakter. Mit viel Liebe und Sorgfalt wurden Details verwirklicht, die einem normalen Aquarienalltag keine 24 Stunden standhalten würden.
Vor allem fallen da die penibel mehrfarbig gestalteten Bodengründe ins Auge, die wie etwa in dem Aquarium „Whitewater“ einen Wasserlauf unter Wasser darstellen oder in „Yin-Yan“ mit dem entsprechenden Symbol die Esoterik dem Javamoos zu Füßen legen.
Insofern ist die Frage auf dem Titel eher unberechtigt, denn Modelleisenbahner geben sich Mühe, ihre Landschaften zumindest einer gewissen wahrscheinlichen Realität nachzubilden und bemühen dazu auch keine fremde Dimension, sondern bleiben brav an Land.
Die „Naturaquarien“ hingegen verlegen ihren ideellen Schauplatz von der Erdoberfläche unter Wasser, verkleinern ihre realen oder erdachten Vorbilder und sind am Ende der Grundidee des Bonsais viel näher als den Gedanken Roßmäßlers.
Dass „Naturaquaristik“ unter Wasser stattfindet, ist wohl eher ein Zufall und nur ihrer Entstehungsgeschichte zu verdanken. Und wirklich wirken leibhaftige Fische wie seltsame Ufos am Himmel über einer entzückenden Puppen- oder Fantasy-Landschaft. Gröbere Kaliber kommen da gar nicht in Betracht; nur zarte Garnelen, die zugleich die Algen im Zaum halten, und höchstens kleine Fische, die nichts durcheinanderbringen, sind geduldet. Immerhin schützt das Wasser zuverlässig vor dem Einstauben.
Überhaupt lassen viele der Titel, die den Aquarien beigegeben wurden, alle möglichen Assoziationen aufkommen, am wenigsten aber die an irgendeine Biologie unter Wasser. Oder klingen „Take that“, „Broken Mountain“ und „Upcoming Forest Fire“ nach bestimmten Unterwasserbiotopen?
Anders da schon „Geophagus Grounds“, obwohl die inselartige Anubias-Vegetation einen afrikanischen Cichlidennamen eher verdient gehabt hätte. Aber offensichtlich waren griffige Titel gefordert, und so trugen selbst einige eher bodenständig eingerichtete Behälter seltsame, mindestens jedoch englische Überschriften, die der nächsten Indiana-Jones-Folge zur Ehre gereicht hätten. Normales Deutsch wie in „Brandenburger Impressionen aus dem Frankenwald“ wirkte da schon seltsam fremd.
Bei der Preisvergabe stellte sich jedoch heraus, dass die Bewertungen sich nicht nur nach den Moden richten, und so erhielten auch Aquarien gute Noten, die sich am eher herkömmlichen Ideal orientierten.
Besonders honoriert wurden auch die Teilnehmer, die nicht nur eine große Menge eigens bestellter Pflanzen verarbeitet, sondern sorgfältig unter Wasser kultivierte Gewächse mitgebracht und ihren Aquarien damit eine realitätsnähere Atmosphäre gegönnt hatten.
Einen Sonderpreis gab es für die „Kinder- und Jugendaquaristik Falkenberg“, in deren Becken man sich ohne weiteres auch Fische vorstellen konnte.
Den Publikumspreis bekam das Aquarium mit dem schonerwähnten altmodischen Titel „Brandenburger Impressionen aus dem Frankenwald“. Und auch sonst war die Jury nicht einheitlich auf eine bestimmte Richtung fixiert. Sieger wurde Dawid Stas aus Polen mit seiner Gestaltung „Neues Land“ – ein sorgfältig strukturiertes, sehr dekoratives Aquarium, das allerdings vom Titel bis zum Bodengrund die Naturferne der „Naturaquarien“ verkörperte.
Bleibt festzuhalten, dass es mittlerweile wohl eine weitere Spezialisierung innerhalb der Aquaristik gibt, die sich vom Fisch an sich allerdings weit entfernt hat und nur noch zufällig unter Wasser stattfindet. Die Ergebnisse sind nahezu immer Schmuckstücke; nur Aquarien im Sinne von Lebensraum für Wassertiere und -pflanzen, das sind sie nicht mehr immer.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Richtung fortentwickelt. Schon jetzt ist zu sehen, dass immer häufiger weder Fisch noch Pflanze mit ihren Ansprüchen Ausgangspunkte für die Planung eines Aquariums sind. Und vielleicht haben wir in naher Zukunft eine weitere Aquaristiksparte mit eigenen speziellen Gerätschaften, Vereinen und Zeitschriften, die mit Fischen überhaupt nichts mehr zu tun haben möchte.
Die Messe war jedenfalls einen Besuch wert, und der Wettbewerb lohnte auch die weitere Anreise. Veranstaltern und Sponsoren muss man für ihre Mühe danken. Es war eine sehenswerte und ebenso lehrwie erfolgreiche Veranstaltung. Der nächste Wettbewerb ist für die Heimtiermesse Hannover 2009 schon angekündigt.
Was denken Sie?
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Autor:Claus Schaefer
Gruß Herbert