Bin Anfänger, daher einige Fragen an die Profis

[limu]

Ich habe viel im Internet über das Thema Aquaristik gelesen. Doch viele Aussagen widersprechen sich oder werden nicht eindeutig formuliert und es irritiert mich wirklich. Ich hoffe, dass ich mit diesen Thread ein richtiges Grundverständnis für mein neues Hobby haben kann.

Frage 1: Überall lies man, dass ein Nährstoffüberschuss (auf langer Sicht) Algen hervorruft. Und wiederum gibt es Seiten, die sagen, dass Nährstoffüberschuss nicht zu Algen führt. Was ist denn richtig?
Oder ist die Frage zu allgemein formuliert? Denn es gibt ja viele Nährstoffe, die die Pflanzen brauchen. Gibt es denn ein Nährstoff, dass direkt mit zu Algen führt?



Frage 2: Man liest ja immer als Antwort auf ein Algenproblem: „Schnellwachsende Pflanzen einsetzen“, um eine gute Nährstoffkonkurrenz gegen Algen zu erschaffen.
Jetzt meine Frage: Die Antwort klingt logisch. Muss man in diesem Fall auch eine magere Düngung vornehmen?

Denn aus logischer Sicht bringt doch nix, Schnellwachsende Pflanzen einzusetzen, wenn Nährstoffe für alle Pflanzen (auch Algen) im Überschuss sind. Oder??


Frage 3: Man sagt auch, dass ein Nährstoffungleichgewichtig (Verhältnis der Nährstoffe untereinander) zu Algen führt. Verständlich für mich ist die Situation, wenn ein Nährstoffmangel vorliegt.. z.b NO3 = 0 und alle anderen sind vorhanden. Aber was ist wenn alle Nährstoffe vorhanden sind, gilt diese Aussagen auch noch? Wenn ja.. Wie sieht ein Nährgleichgewichtig aus? Welche Verhältnisse sind optimal? Und welche Zielwerte sollte man sich am besten annähern? Klar, in der Aquaristik ist die Toleranzgrenze recht groß, aber was ist der Idealwert?


Danke im Voraus

 

[Roger]

Hi.....?!

Hier im Forum ist es so üblich und erwünscht das am Anfang eines Beitrages zumindest "Hallo" gesagt wird und am Ende der Vorname des Schreibers steht. Das erhöht das Interesse an dem geschrieben und motiviert zum antworten. :wink:

Dennoch rappel ich mich nun ausnahmsweise mal auf und mach den Anfang.

Frage 1: Überall lies man, dass ein Nährstoffüberschuss (auf langer Sicht) Algen hervorruft. Und wiederum gibt es Seiten, die sagen, dass Nährstoffüberschuss nicht zu Algen führt. Was ist denn richtig?

Das muß man immer stark differenzieren. In einem Fischlastigen Becken sind jegliche Nährstoffüberschüsse unerwünscht, da zu wenig Pflanzenmasse vorhanden ist würden die Nährstoffe den Algen zu gute kommen.
In einem pflanzenlastigen AQ sollten vor allem ALLE Nährstoffe vorhanden sein die für den Wuchs notwendig sind. Selbst starke Nährstoffüberschüsse führen dann in der Regel nicht zu Algen.

Frage 2: Man liest ja immer als Antwort auf ein Algenproblem: „Schnellwachsende Pflanzen einsetzen“, um eine gute Nährstoffkonkurrenz gegen Algen zu erschaffen.
Jetzt meine Frage: Die Antwort klingt logisch. Muss man in diesem Fall auch eine magere Düngung vornehmen?

Nein!

Denn aus logischer Sicht bringt doch nix, Schnellwachsende Pflanzen einzusetzen, wenn Nährstoffe für alle Pflanzen (auch Algen) im Überschuss sind. Oder??

Klar kommen die Nährstoffe auch den potentiellen Algen zu gute, aber wer über genug gesunde, evtl. schnellwachsende Pflanzenmasse verfügt, hat damit eine ausreichend große Konkurrenz gegenüber den Algen und kann diese damit verdrängen.

Zu Frage3:
Wie schon gesagt führen auch starke Überschüsse eines einzigen Stoffes nicht zwangsläufig zu Algen. Abhängig ist das auch davon wie stabil ein Becken läuft....aber das ist ein anderes Thema und würde jetzt zu weit führen.
Ich denke viele hier streben schon eine gewisse Menge an nachweisbaren Nährstoffen an die aber auch abhängig vom gewählten Düngesystem ist.
Lies doch mal hier im Forum unter "Nährstoffe" die Beiträge über PPS-Pro, Estimative Index usw.

 

[limu]

Hallo Roger,
ich heiße Tam ^^ und möchte dir und andere Interessenten über mein Problem mit meinen Aquarium schildern.

Als ich vor über einen Monat ein Aquarium-Bild gesehen habe, da wurde mein Interesse an Aquascaping geweckt. Ich sah ein Bild mit einem Baum auf einen Hügel und der Boden war voll mit Grass, hier und da ein paar Steine. So realistisch, so habe ich noch nie eine Unterwasserlandschaft gesehen. Also habe ich mich entschlossen auch so eine Landschaft zu erschaffen. Habe mir in den folgenden Tagen folgendes besorgt:

- 11 Liter Aquarium
- 11 Watt Aquarium Lampe
- Innenfilter, Heizstab
- Dennerle BIO CO2 (für 40 – 80 Literbecken) mit Paffrath-Schale
- Javamoos, Neuseelandgras, Kubanische Perlkraut, Australische Zungenblatt
- 3 Guppys
- Ein Moorkien-Bäumchen
- Nährboden, Kies

Das Aquarium habe ich dann auf meinem Schreibtisch neben mein TFT hingestellt. Jeden Tag (bis heute noch) gucke ich ca. 4-5 Stunden da drauf und konnte die Entwicklung bis jetzt sehr gut beobachten.

In der ersten Woche war die (Wasser)Welt schön und strahlend. Die Pflanzen wachsen sehr schnell, die Algen waren nicht vorhanden und es sah so aus, als ob ich alles in Griff habe. (abgesehen von 2 tote Guppys , die einfach raus gesprungen sind ). In der ersten Woche habe ich auch direkt mit dem Düngen angefangen. Das Produkt heisst Tetra PlantaMin. Ich habe direkt die volle Dosis rein getan.

In der zweiten Woche wuchsen die Pflanzen nicht mehr so gut, an den Perlkraut sah ich dann gelbe Blätter und am Boden bildeten sich braune Schmieralgen und das Wasser roch nach verfaulten Fisch oder so. (hab noch nie verfaulten Fisch gerochen^^, aber stelle es mir vor, dass es so riechen würde). Daraufhin habe ich im Internet recherchiert und meine erste Gegenmaßnahme war „häufige große Wasserwechsel“. Ich hab eine Woche lang gar nix gedüngt und jeden Tag 70-90% Wassergewechselt. Nach einer Woche gingen die Schmieralgen nicht weg, doch den Pflanzen ging es besser, sie wuchsen wieder, die gelben Blätter an dem Perlkraut blieben jedoch. So kann es nicht weitergehen, habe ich mir gedacht und habe weiter recherchiert.

In der dritten Woche habe ich Nitrat und Phosphat Test von Tetra besorgt (Die Skala ist so ungenau und überdimensioniert) und stellte fest: Nitrat und Phosphat nicht nachweisbar. So habe ich mir Kramerdrak, Eudrakon N/P besorgt, um den Mangel zu beseitigen, in der Hoffnung die Algen damit besiegen zu können. Auf Eudrakon N Düngeanleitung steht: max. 2mg/l pro Tag und ich wollte auf 15 mg/l kommen. Wenn ich so düngen würde, so würde es Tagen oder vllt Wochen dauern, bis ich 15mg/l erreiche. So ungeduldig wie ich bin, habe ich die Dosis erhöht und habe direkt mit 15mg/l gedüngt. Und dann, schon wieder ein Guppy tot. Man, das macht doch kein Spaß so was. Naja, den Pflanzen ging es gut und die gelben Blätter schwanden. Alles ist wieder grün und noch mehr grün ist hinzugekommen: Grünalgen. NICE. Ich habe dann weiter recherchiert.

In der vierten Woche habe ich diese tolle Seite entdeckt und habe mehr über EI erfahren(weil ich auch keine Lust auf Wassertests habe). Und alles scheint für mich jetzt so komplex geworden. Momentan sieht es bei mir so aus: Meine Pflanzen wachsen, wobei die Perlkraut an manchen Stellen nicht gesund aussehen, weil die Schmieralgen dort alles bedecken. Ich habe hier wie schon gesagt, braune Schmieralgen, grüne Schmieralgen am Boden. Auch Kieselalgen, die so aussehen wie Braunalgen habe ich auch, oder sind es Braunalgen, das so aussehen wie Kieselalgen? I dont know . Haaralgen sind auch noch im Spiel und auf Javamoos sind super viele Fadenalgen.

Ich weiss, ich habe vieles falsch gemacht und bin schuldig an dem Tot von 3 Guppies ;(. Ich möchte es jetzt richtig weitermachen. Wie sollte ich jetzt vorgehen?

Danke schonmal im Voraus,
Tam
(sry, ist etwas lang geworden)

 

[Roger]

Hallo Tam! (von was ist das die Abkürzung?) :roll:

Zunächst sei gesagt, das das Eudrakon N für eine hohe Dosierung, bzw. Stoßdüngung ungeeignet ist da erhebliche Mengen Ammonium enthalten sind. Besonders bei einem Ph über 7 entsteht daraus Ammoniak, welches sehr giftig für Fische ist. Daraus erklärt sich wohl das Ableben Deines letzten Guppi. Auch kann das Ammonium algenfördernd sein und deshalb würde ich auf einen Nitratdünger auf KNO3 Basis wechseln.

So ganz ohne Wasserwerte wird es schwierig für einen unerfahrenen Aquarianer wie Dich die Algenplage in den Griff zu bekommen und uns fällt es ebenfalls schwer die Situation zu beurteilen.
Daher solltest Du schon mal die wichtigsten Werte wie Gh, Kh, Ph, NO3, PO4 und Fe messen und auch die Trinkwasseranalyse Deines Versorgers suchen und hier verlinken.
Auch ein Bild des Beckens wäre für einen Überblick nicht schlecht.