Hallo Heiko,
danke für Deinen ausführlichen und informativen Beitrag! Mit Dr. Mühlberg im Aq.verein sitzt ihr ja wasserpflanzensystematikmäßig an der Quelle
Ein paar Ergänzungen und Korrekturen:
- Pichons Berichtigung (Helianthium > Helanthium) wurde offb. von allen späteren Autoren nicht bemerkt, erst Samuli Lehtonen machte 2007 darauf aufmerksam.
- E. intermedius (nicht intermedicus): der Name ist in der Aquaristik irrtümlich für ein Helanthium aus der bolivianum-Gruppe verwendet worden. Auch in der Botanik gibt es Verwirrung um diesen Namen. Der Typusbeleg von Echinodorus intermedius gehört zu E. subalatus, damit ist (der echte) E. intermedius ein Synonym von letzterem und gehört zu Echinodorus im engeren Sinne.
(Quelle: Jozef Somogyi: Taxonomic, nomenclatural and chorological notes on several taxa of the genus Echinodorus (Alismataceae). Biologia 61 (4): 381-385 (August 2006))
Zu DDR-Zeiten wurde kultiviert eine Art, Echinodorus tenellus jetzt Helanthium tenellum, mit einem dünnen Blütenstiel, kleiner Kospe aber großer Blüte.
Die Art von de..erle hatte einen dicken Blütenstiel, eine große Knospe und eine kleine Blüte, Helanthium parvulum.
Es ist genau umgekehrt: der "alte" E. tenellus ist der E. (bzw. Helanthium) tenellus var. parvulus aus N-Amerika, mit dickerem Blütenstiel und kleinerer Blüte. Submerse Blätter kürzer und rein grün (nicht rötl. od. bräunl.).
Der heute aquaristisch verbreitete E. tenellus (Tropica u. die meisten anderen Firmen), also der mit größeren Blüten, ist der "tropische" aus M- u. S-Amerika, E. tenellus var. tenellus.
(Verwirrenderweise nennt Rataj 2004 diese Pflanze E. bolivianus...)
- Lehtonen & Myllys (2008) geben eine detaillierte Beschreibung der Gattung Helanthium. Sie diskutieren darin auch, dass die Variation in Helanthium bolivianum so groß ist, dass möglicherweise mehr als die 3 Arten unterschieden werden könnten. Aber der Kenntnisstand reicht noch nicht aus, es sind weitere Aufsammlungen u. Analysen notwendig. (
http://www3.interscience.wiley.com/jour ... 1&SRETRY=0 (ich habe zuhause den Volltext))
Die kultivierten Formen mögen sich unterscheiden, aber reichen nicht aus, um Arten unterscheiden zu können, denn es könnten in der Natur Zwischenformen existieren.
J. Somogyi (2006) schreibt, dass die taxonomischen Verhältnisse b. Helanthium sehr schwierig sind.
- Helanthium spec. aus Venezuela: mich würde interessieren, welche Pflanze H. Mühlberg meint. Es gibt einen Echinodorus spec. "langblättrig", soweit ich weiß unbekannter Herkunft, ähnlich E. angustifolius, aber kürzer; evtl. meint er den?
Witzig fand ich auch die Auffassung von Leython (EDIT: Lehtonen), das es die Echinodorus berteroi in eine andere Gattung stecken wollte, da sie ja eine Kurztagpflanze ist und am Langtag aus dem AQ wächst. Dies unterscheidet diese von anderen Echinodorusarten. Da aber die E.berteroi die Typusart der Gattung Echinodorus ist, hätte diese den Namen Echinodorus behalten müssen, und alle anderen uns bekannten Echinodoren hätten einen neuen Gattungsnamen bekommen. Vor diesem Hintergrund hat er es dann doch sein lassen, und alle behalten den Gattungsnamen Echinodorus.
Nicht ganz:
-In Lehtonens kombinierter Analyse aller bisher verfügbaren Daten (DNA-Sequenzen und morphologischer Daten) (Lehtonen & Myllys 2008) hat sich E. berteroi als basale Art der Gattung Echinodorus herausgestellt, oder anders gesagt, als Schwester zu allen übrigen Echinodorus-Arten. Ist also nächst verwandt mit diesen. Getrennte Gattungen also nicht notwendig.
Gleichzeitig hat aber E. berteroi eine Menge Besonderheiten. Und bei Analysen einzelner Datensätze allein (z.B. nur Kern-DNA) bildet E. berteroi mit den anderen Echinodoren keine natürliche Gruppe.
Lehtonen hat nur diskutiert, was wäre, falls sich E. berteroi in späteren Analysen (mit noch größerer Datenmenge) als nicht nächst verwandt mit den anderen Echinodoren herausstellen würde.
Dann müssten 2 Gattungen unterschieden werden. E. berteroi wäre dann die einzige Art der Gattung Echinodorus (da Typus-Art der Gattung), und für alle anderen Arten müsste ein neuer Gattungsname gefunden werden.
Aber wie gesagt, Lehtonen hat mit seiner kombinierten Analyse gezeigt, dass E. berteroi nach dem jetzigen Kenntnisstand der nächste Verwandte der Rest-Echis ist und dass daher nichts umkombiniert werden muss.
das es die Echinodorus berteroi in eine andere Gattung stecken wollte, da sie ja eine Kurztagpflanze ist und am Langtag aus dem AQ wächst.
Nein, auch nicht deshalb!
Kurztagpflanze bedeutet: Pfl. blüht im Kurztag. Die meisten E. berteroi-Populationen sind aber Langtagpflanzen, im Kurztag submers, im Langtag emers mit Blütenständen. (E. berteroi von der Insel Curacao, von P. van der Vlugt gesammelt, ist tagneutral.)
Bei den anderen Echinodoren gibt es Lang-, Kurztag- u. tagneutrale Pfl. - das lässt sich also nicht als Unterschied verwenden.
Lehtonen hat andere Unterschiede angeführt: ökologische (E. berteroi ist in der Natur überwiegend einjährig, die anderen Echis überwiegend mehrjährig), morphologische (u.a. bestimmte Merkm. der Kronblätter, der Nüsschen und des Blütenstandsaufbaus) und Besonderheiten in den DNA-Sequenzen, die bei keinem anderen Froschlöffelgewächs gefunden wurden.
Gruß
Heiko