Hallo Christian,
wenn Du tatsächlich mit den
nackten bzw.
verlöteten LEDs etwas aufziehen und nicht auf halbfertige Produkte wie
LED-Leisten,
LED-Röhren oder
LED-Strahler zurückgreifen willst, schließe ich mich dem Tipp meines Vorschreibers an: Seoul Z-Power P4 in Natural White. Wenn man es etwas wärmer möchte, kann man noch ein paar Warm White dazuschalten. Deren Lichtausbeute in Lumen pro Watt ist zwar nicht berauschend, aber dafür leuchten sie wie kleine Sonnen. Ich hab selber welche hier zum Rumspielen. Wie sich unterschiedliche Farbwiedergabeindizes in der Praxis auswirken, dafür gibt es
hier und
da Fotobeispiele. Den weiter oben erfolgten Vorschlag der Cree XR-E kann ich nicht unterstützen. Sie hat in Kalt- und Neutralweiß einen Farbwiedergabeindex von lediglich 75 und liegt damit auf der Höhe von Halophosphat-Leuchtstofflampen aus den 1960ern. Sie dürfen damit gemäß geltender Bestimmungen nicht zur Arbeitsplatzbeleuchtung eingesetzt werden. Ich würde an Deiner Stelle auf einen CRI > 90 gucken. Wobei auch > 80 mit LEDs ziemlich geil aussieht. Ich habe
diese Leuchte mal live und in Farbe gesehen: Einfach oberaffengeil! Der Preis allerdings auch. Die dort verbauten Edison-Module haben einen CRI irgendwo in der Gegend zwischen 80 und 90. Du erwähnst weiter oben die 10-Watt-Edison-Module. Mit denen habe ich auch schon schwer geliebäugelt, schließlich machen die bei einem garantierten CRI von 90 recht brauchbare Lichtströme. Allerdings habe ich noch keine Optiken bzw. Reflektoren für diese Module käuflich erwerbbar gefunden.
Den hier im Thread als Nachteil der LEDs deklarierten Abstrahlwinkel von 120 ° sehe ich im Gegenteil als Vorteil. Leuchtstofflampen strahlen ihr Licht ungerichtet in einem Winkel von 360 ° um sich herum ab und muß durch prinzipbedingt verlustbehaftete Reflektoren auf's Aquarium konzentriert werden. LEDs machen das von Haus aus, nackig. Ein Öffnungswinkel von 120 ° bedeutet in 10 cm Abstand einen Lichtkreis von 35 cm Durchmesser. Wem das zuviel ist, der kann z.B.
diese Optik verwenden und engt damit den Lichtkreis im gleichen Abstand auf 17 cm Durchmesser ein.
Die Frage, wieviel LEDs Du brauchst, ist nicht einfach zu beantworten. Vergleiche mit anderen Lampen sind nicht so einfach anzustellen, weil man mit den LEDs aufgrund ihrer gegenüber den Leuchtstofflampen eingeengten Abstrahlcharakteristik deutlich mehr Licht ins Wasser bekommt. Harte Zahlen zu nennen ist schwer, empirisch setzte ich hier den Faktor 1,5 zugunsten der LEDs an. Ich würde für den knappen Viertelquadratmeter Oberfläche Deines Aquariums 20 Stück Z-Power P4 verwenden, mit 700 mA bestromt.
Erwähnt wird hier, daß das Licht vom Spektrum nicht ganz so günstig für die Pflanzen sei, da es absolut keinen UV-Anteil habe. Beides ist nicht richtig. Kalt- und Neutralweiße LED-Spektren sind ganz hervorragend zur Pflanzenbeleuchtung geeignet. Sie stehen in Sachen Wuchslichtausbeute herkömmlichen Leuchtmitteln in nichts nach. Im Gegenteil ist es sogar so, daß man durch geeignete Kombination blauer und roter LEDs Wuchslichtausbeuten erzielen kann, welche die konventioneller Lampen um den Faktor Anderthalb übertrifft. Im kommerziellen Pflanzenbau macht man sich das bereits zunutze und erst die bisherige, stromfressende Beleuchtung durch LED-Licht. Allerdings möchte man über'm Aquarium, von dem der Betrachter auch was haben will, diese schrecklich
pinkfarbene Beleuchtung (Bildquelle: Flowmagic) kaum haben wollen.
Ebenfalls nur halb richtig ist der Hinweis auf die Kühlung. Richtig ist, daß die LEDs mit steigender Chiptemperatur erheblich an Lichtausbeute und Lebensdauer verlieren. Falsch ist, daß diese Kühlung ein Problem darstellt. Für einen HF-Verstärker habe ich 250 Watt Verlustwärme eines HF-Leistungstransistor über die 150 mm² Transistor-Auflagefläche weggebracht, das sind 1,7 Watt pro Quadratmillimeter. Eine mit 1000 mA bestromte Cree XR-E muß 2,5 Watt über 12 mm² wegbringen, das sind 0,21 W/mm², lediglich ein Achtel des Transistors, also Pipifax! Ein Problem ist es also höchstens für irgendwelche Möchtegern-Designer, die die LEDs auf irgendwelche Möchtegern-Kühlkörper kleben. Mit
vernünftiger Kühlkörper-Dimensionierung ist das aber kein Problem.
Viel Erfolg und halte uns auf dem Laufenden!
Viele Grüße
Robert