Tick - Fische schwimmen an der Scheibe rauf und runter

Tubifex

Member
Hi Flowgrowers,

Neu hinzugekaufte Fische zeigen bei mir jedes mal ein eigenartiges Verhalten in meinem Aquarium. Sie schwimmen immer an der selben Scheibe (dem Filterauslauf entgegengesetzte Scheibe) rauf und runter. Dieses Verhalten konnte ich nun schon mehrmals beobachten. Bei manchen Fischen dauert dieser Tick einige Wochen. Einige der alten Fische lassen sich mitreissen (Schwarmfisch) bzw. werden rückfällig und folgen den neuen ebenfalls der Scheibe entlang rauf und runter. Irgendwann nach Tagen oder Wochen hören Sie dann damit auf. Ich werde echt nicht schlau daraus. :? Hat jemand von Euch schon mal solche Beobachtungen gemacht? Woran könnte das liegen? Ach ja, mein Fischbesatz: Moskitorasbora und Blauer Neon.

Danke!

Gruss
Diego
 
Hallo Diego,

ein paar Gedanken dazu:

Die Fische gucken aus dem Aquarium in den Raum: nach Natur sieht das wahrlich nicht aus. Am ehesten vielleicht vergleichbar mit einem Teich, aber mit komischen Sachen drin. Nun sollte man denken, das da doch das Aquarium ist mit Pflänzkes. Im Vergleich zum Zimmer ist das aber extrem wenig, ein kleines Inselchen auf dem Präsentierteller. Das macht Angst, der Trieb ist, so weit zu schwimmen, bis ein passendes Biotop erreicht ist.

Grundsätzlich ist ein Aquarium schon in Ordnung, den Fischen ist "egal", ob tote Äste, Laub, Steine, in das Wasser hängende Landpflanzenblätter oder eben Wasserpflanzen Strukturen bilden.

Mit der Zeit lernen die Tiere aber, daß das Fortschwimmen keinen Zweck hat, daß die komische Umgebung keine Gefahr darstellt und daß man sich entspannt "auf der Insel" einrichten kann. (biologische Definition von Lernen: dauerhafte Verhaltensänderung als Reaktion auf äußere (An-)Reize. Dies ist also echtes "Lernen")

Im Fachgeschäft gucken die Fisch ja auch in die Nachbarbecken. Dieser kleine Unterschied reicht offenbar aus, so etwas wie ein Bachufer oder Ähnliches zu suggerieren, der "Inseleffekt" entfällt und das Wegschwimmen ist "nicht nötig".

Das Panikverhalten neuer Bewohner steckt besonders bei Schwarmfischen die Alteingesessenen an, das ist biologisch begründet und instinkthaft. Es könnte ja eine Gefahr bestehen. Aufgrund des vorher Gelernten beruhingen sie sich aber wesentlich schneller.

Fische mit differenzierterem Verhaltensmuster, also Revierbildner, Brutpfleger, usw., lernen das mit der Scheibe deutlich schneller. Wenn das Gehirn also leistungsfähiger ist, reagiert es auch auf Anforderungen besser, die außerhalb des natürlichen Lebensraumes liegen.

Zwergbärblinge brauchen besonders lange, bis sie das mit der Scheibe gelernt haben. Tiere mit - im Vergleich zu verwandten Arten - extrem kleinem Körper müssen sich die Vorteile der Kleinheit "erkaufen". Ich habe grade nicht auf dem Schirm, welche physiologischen Anpassungen es insgesamt gibt. Eine davon ist jedenfalls die Gehirnmasse. Kleiner Fisch = kleines Gehirn = weniger Lernfähigkeit.

Fische, die bodenbezogen leben, also eine regelmäßige taktile Beziehung zum Grund haben, beziehen die Scheibe sehr schnell bis sofort in ihre "Bodengrund- und Höhlenwelt" ein. Eine gewisse Ausnahme stellen Dornaugen dar, die manchmal als Aquarien-Neubewohner wie geisteskrank gegen eine bestimmte Seitenscheibe schwimmen. Dieses Verhalten tritt auch bei eingewöhnten Tieren plötzlich wieder auf und endet nach ein paar Wochen ebenso plötzlich wieder. Vermutlich hängt das mit jahreszeitlichen Wanderungen, evtl. zu Laichplätzen, zusammen.
 

Tubifex

Member
Hi,

Erst mal vielen Dank Bernd für Deine Antwort!

:besserwiss: ABER, wenn ich die Aquariumscheibe von aussen mit schwarzem Papier zuklebe, ändert sich an dem Verhalten überhaupt nichts. :pfeifen: Wenn ich versuche die Fische mit einer Handbewegung von Aussen in die Flucht zu schlagen, kehren sie gleich wieder um und schwimmen wieder rauf und runter; immer an der selben Scheibe. :pfeifen:

:?
 

moss-maniac

Member
Sogar wenn man nur ganz leicht schräg auf die Scheiben guckt, spiegelt sich die Aquarienwelt schon - zumindest für Menschenaugen...

vielleicht sehen die Fische auch diese Spiegelungen so und meinen, da gehts weiter? :sceptic:

fragt sich die Ev
 

Haeck

Member
Hallo Diego und Ev,

das Verhalten kann dann Instinktiv- und Reflexionsbedingt betrachtet werden.
Das Fische ihre Umwelt durch Reflexionen an den Beckenscheiben sehr gut wahr nehmen können, ist während der Futterung gut zu beobachten. Nicht selten neigen erstere beim direkten Aufenthalt an der Seitenscheibe des Beckens dazu, reflektierende und vorbeischwebende Partikel, mit Schwimmen gegen die Scheibe aufzunehmen.

Lg
André

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flashmaster

Member
Hy Diego

ich gehe mal davon aus , das diese Scheibe (vllt besonders stark, durch bestimmte Beleuchtungs bzw Abdunklungseffeckte in der Wohnung) von innen als Spiegel wirkt und die Fische dort "Artgenossen"entlangschwimmen sehen
ganz besonders ausgeprägt kann man so ein Verhalten auch bei Kampffischen beobachten die dann Ihr Spiegelbild bekriegen

wäre jedenfalls meine Erklärung bzw Idee dazu :)
 

Skibbie

Member
Hallo,

konnte das bei meinem kleinen Becken auch schon beobachten. Dort ist es allerdings ein selbstgebauter Einlauf, welcher das Wasser an der einen Seitenscheibe herunterlaufen lässt. Wollte damals einen unsichtbaren Einlauf haben. Dadurch hab ich allerdings eine recht starke Vertikalströmung und ich weiß zwar nicht warum, aber irgendwie sind die neuen Fische davon stark angezogen und versuchen gegen an zu schwimmen. Deshalb vermute ich mal, dass es weniger mit der Aussenwelt als mit der Strömung zu tun hat. Weil andernfalls müssten sie gleiches Verhalten auch an den anderen Scheiben zeigen.
Zumal glaube ich auch kaum, dass Fische weit aus dem Aquarium gucken können. Bestenfalls könnten Sie zu einem helleren Ort wollen, was aber meiner Ansicht nach nicht der Natur eines Tieres entspricht welches sich gerade eingewöhnt.

Es bleibt trotzdem noch ein ungelöstes Rätsel. :glaskugel:

Gruß, Christian
 

Melli4711

Member
Hallo Zusammen,

@Christian: Also drei Meter können Fische garantiert gucken. :smile: einer unserer Barsche, ist voll auf unseren Hund abgefahren. Sobald der im Zimmer war ging der gute ab wie verrückt, er schwamm ständig die Scheibe rauf und runter, immer wieder wie bekloppt. Das ganze nur wenn der Hund kam und jedes Mal aufs Neue. Auch nur bei "Biker", wenn der zweite Hund auch kam blieb er ganz entspannt. Dazu muss man sagen, beide Hunde sind schwarz und groß, aber zwei verschiedene Mischlinge. Es kann also nicht alleine an den Konturen gelegen haben.

Sorry fürs OT.

Viele Grüsse
Melanie
 

Tubifex

Member
Hallo!

Es hat sich mittlerweile gelegt, und die Tiere schwimmen nur noch ab und zu an der einen Seite auf und ab und das machen auch nur noch die Blauen Neons. Übrigens bei Strömungswechsel bzw. als ich den Filterauslauf in eine andere Ecke ausrichtete, hatte das nur zur Folge, dass die Fische nicht mehr so energisch an der Scheibe auf und ab schwammen; aber nichts desto trotz tummelten sie sich weiter an der selben Scheibe.

Auch wenn sich für mich nicht vollständig erklären lässt, wieso sich die Fische, so verhalten, möchte ich Euch für Eure Antworten danken! :thumbs:
 

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