Wasserwerte von natürlichen Gewässern

Thomas80

Active Member
Hallo Aquarienfreunde,

die Frage nach den optimalen Wasserwerten stellt sich jedem Aquarianer. Darum kann es nützlich sein, sich die natürlichen Gewässer unserer Aquarienbewohner mal etwas genauer anzuschauen. So kam ich z.b. darauf, dass die immer wieder empfohlenen 28-30 Grad für Diskus möglicherweise gar nicht so optimal sind. Vielleicht kann dieser Thread dazu dienen, die Wasserwerte natürlicher Gewässer zusammenzutragen.

Dank eines alten Aquarienhasen, der mir seine umfangreiche Fachliteratur aus 60 Jahren Aquaristik vererbt hat, finde ich immer wieder interessante Infos wie z.b. diese hier:

Segelflosser und Flaggenbuntbarsche vor Ort beobachtet - Neue Erkenntnisse über ihre natürlichen Lebensräume ( Quelle: aquarien magazin / Mai 1982)

In diesem Artikel geht es um das obere und mittlere Einzugsgebiet des Rio Ucayali in Peru.

326px-Ucayalirivermap.png


Folgende Wasserwerte wurden dort gemessen:

Temperatur: 24-29,5 Grad
pH-Wert: 7,3-8
Gesamthärte: 5-13
Karbonathärte: 6-15
Leitfähigkeit (umgerechnet auf 20 Grad): 195-513 Mikro-Siemens

Gruß, Thomas
 

Frank2

Well-Known Member
Schwieriges Thema Tomas. Vor allem wenn man weiß dass viele Fische in völlig anderem Wasser gehalten durchaus gesund die zigfache Lebenserwartung haben wie vor Ort. Und es auch die These gibt, dass in besonders extremen Lebensräumen bestimmte Arten weniger Konkurrenz haben und sich nur deshalb dort etabliert haben, sich in Gewässern mit mehr Bandbreite nur einfach nicht durchsetzen können, dort aber sehr wohl leben könnten ohne die anderen Verwandten.

Interessant ist es allemal. Die Ableitungen aus Biotopwerten finde ich aber zumeist schwierig und nicht haltbar. Insbesondere bei Schwarzwasserfischen weiß man heute so viel mehr wie pH Werte.

Gruß
Frank
 

Plantamaniac

Well-Known Member
Hei, wo man auch gut nachsehen kann, ist bei American Fish und Seriosleyfish.
Auf beiden Seiten werden oft die Parameter der Heimatgewässer dargestellt.
Finde ich auch sehr interessant.
Man darf auch nie vergessen, das manche Gewässer sich im Jahreslauf verändern.
Nicht nur die Werte eines Fischreisenden an einem Tag oder vonmiraus 4 Wochen zählen, sondern auch die vor und nach Regenzeit, oder wenn es Temperaturschwankungen gibt.
VG Monika
 

Thomas80

Active Member
Vor allem wenn man weiß dass viele Fische in völlig anderem Wasser gehalten durchaus gesund die zigfache Lebenserwartung haben wie vor Ort
Ja Frank, das stimmt wohl. Vielleicht zeigen die Wasserwerte natürlicher Gewässer vielmehr, dass es "die optimalen Wasserwerte" möglicherweise so gar nicht gibt. Bzw. viele Fische und Pflanzen einen großen Toleranzbereich haben, selbst die aus (angeblich) Weichwasser. Mich jedenfalls haben die Wasserwerte des Rio Ucayali überrascht.

Gruß, Thomas
 

moskal

Well-Known Member
Hallo,

Frau Kasselmann und Kaspar Horst haben in ihren Büchern richtig viele Biotop Wasserparameter veröffentlicht. Wenn einen das interessiert, lohnt es sich wirklich die Standartwerke der Beiden zu erwerben. Allerdings wird man dabei feststellen, daß diese Werte nicht komplett auf Aquarien übertragbar sind. Bei 8µS/cm wächst in kleinen Wasservolumen einfach nichts, in Natur schon.

Viel wichtiger sind neben Temperatur, Licht, KH, Mg und Ca meiner Meinung nach die Beschreibung der Gewässer. Auf eine Pflanze aus dem Tiefland muß man anders eingehen wie auf welche aus dem Hochland. Und Pantanal ist was anderes als Mekong. kasselmann und Horst berücksichtigen das erstklassig.

Gruß
Helmut
 

moskal

Well-Known Member
Hallo,
Sind aber auch nur Momentaufnahmen zum Zeitpunkt der Wasserentnahme. Wie sieht's in der Trockenzeit aus? Wie in der Regenzeit?
das wird extra erwähnt. Jahreszeit der Messung, wo möglich gibts sogar Messungen zu verschiedenen Jahreszeiten. Deshalb habe ich auch extra Pantanal und Mekong als Beispiel genannt.

Aber das wird sehr häufig angeführt. Manchmal mit der abstrusen Behauptung, daß Weichwasserspezialisten in egal was für einem Wasser klar kommen weil die Biotopmessungen ja nur Momentaufnahmen sind. Deshalb erscheint im Borneo Tiefland abseits der Kalkgegenden oder dem Rio Negro trozdem keine KH, egal zu welcher Jahreszeit.

Gruß
Helmut
 

Wuestenrose

Well-Known Member
das wird extra erwähnt

Nicht wirklich. In meiner Kasselmann sind es immer nur Momentaufnahmen; die meisten Wasserproben wurden im Juli oder August, also zur Regenzeit entnommen; im Horst "Pflanzen im Aquarium" steht gar nicht dabei, wann die Proben entnommen wurden. Ich halte daher meine Kritik aufrecht.


Gruß
Robert
 

moskal

Well-Known Member
....okay, das könnte dann romantisch verklärt von mir sein. Ich muß schmökern.
Allerdings kann ich per aufsuchen von Biotopen auf der Schwäbischen Alp, dem Schwarzwald, direkr bei mir vor der Tür, in Indien , am Rio Napo, am Mekong....zu verschiedenen Jahreszeiten sagen, daß Jahreszeit verdünnt oder eindickt, aber an den Proprtionen meist wenig ändert. Und KH 0 bleibt KH 0 und die Erdalkalis sind auch da wo sie sind.
Die Backwaters in Keralla Indien sind da allerdings chaotisch. Regnet es in den Bergen viel, wird das Wasser aus dem Meer verdrängt, regegnet es wenig, wird das Regenwasser vom Meerwasser verdrängt. Und in Teichen die dem nicht ausgesetzt sind ist das zu den zwei unterschiedlichen Jahreszeiten während denen ich vor Ort war, gleich. Aber dort kommen auch keine Pflanzen mit ganz besonderen Anforderungen an die Wasserverhältnise vor.

Gruß
 

Frank2

Well-Known Member
Schaut euch mal die gängigen Empfehlungen für Ramirezzis an bzgl. Temperaturen. 27-30 Grad. Neulich hat ein User hier geschrieben dass liquid Nature die bei 24 Grad hält im Geschäft. Und die Jungs haben vollkommen recht. Ich habe die 28 Jahre lang gehalten oft in Gruppen in großen Becken, zig Nachzuchten. Ratet mal wo sie deutlich! Älter wurden im Schnitt, tw Methusalems, so alt dürften sie gar nicht werden …. Bei 24 Grad standen die im Durchschnitt erheblich besser wie bei 27 -29 Grad, vor allem ausdauernd.
Da bringt es mir doch nichts wenn die in Pfützen bei 31 Grad ein Jahr in freier Natur 1 Jahr leben und ich das weiß oder?
Wichtiger war hier vielmehr weniger Stress, gut strukturierte Becken, Ernährung Frost und Lebendfutter.

Trotzdem ist so eine Sammlung spannend. Aber es muss daraus kein Must have abgeleitet werden zwingend.
Dasselbe auf Pfanzen übertragen die Sammlungen von Naturstandorten.Pflanze x wächst bei Nitrat 1,5 mg in Fluss y. Deshalb wächst sie bei 20 mg aber trotzdem besser. Die Gewässer meist eben nicht eutroph. Wir aber eutrophieren sie bewusst weil sie dann besser gedeiht/gedeihen zumeist).


Gruß
Frank
 
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moskal

Well-Known Member
Morgen,

wobei der Schmetterlingsbuntbarsch wohl von Bolivien bis nach Venezuela vorkommt und deshalb eine große Bandbreite kann. Trotzdem wuerde ich einen WF aus dem Amazonas Tiefland nicht bei 24C halten und ein Bolivianisches Tier nicht bei 29C.

Und bei einigen Tieflandfischen ist ein zwei Wochen kühl mit häufig Wasserwechsel Paarungsauslöser. Deshalb kann man sie trotzdem nicht ständig kühl halten.

Spannend sind die Fische aus der Gangesebene. Dort gibt es einen fast subtropischen Winter, und wahrend es im März so richtig wärmer wird schmilzt der Schnee im Himalaya und das Tal wird erstmal mit kaltem Wasser ueberschwemmt. Dann wird es richtig heiß, auch das Wasser hat dann gerne mal über 30C. Das geht so bis Juni, dann kommt der Monsun in Nord Indoen an. Der überschwemmt wider alles mit kühlem Wasser.das dann, wenn der Regen aufhört wieder bis November sehr warm wird. Dann ist Winter. Wenn Fische von dort ständig warm gehalten werden, vergreisen sie schnell. Ohne Heizung mit der Jahreszeitlichen Schwankung die hier üblich sind, werden sie alt. Und so richtig toll finden sie es sommers im Garten.

Daraus laesst sich aber nichts allgemeines ableiten. Es gibt Fische, die es wärmer und welche die es kühler brauchen. Und tropische Flüsse in Gebirgsnaehe haben immer größere Schwankungen.

Wichtig ist vor Allem: pH kann schwanken aber KH 0 bleibt KH 0, egal zu welcher Jahreszeit. Und wenn KH vorhanden ist, wird diese auch mit den Jahreszeiten schwanken.
Ergo: Weichwasserfische bleiben Weichwasserfische. Und genau hier werden gerne die Jahreszeiten als Argument zur Haltung in durchschnitts Leitungswasser angeführt. Und das ist Quatsch.

Gruß Helmut
 
G

Gelöschtes Mitglied 23269

Guest
Hallo ,
Warum die Scheiben in so warmen Wasser gehalten werden hat Gründe. Damit sie schnell wachsen bekommen sie Rinderherzen. Damit sie das überhaupt verdauen können wird die Temperatur auf 30 Grad angehoben. Desweiteren schwimmen sie in sterile Becken ( UVC und Bodengrundlos ) um Krankheiten zu vermeiden. Die Fische haben keine Chance sich ein natürliches Immunsystem aufzubauen. Dies machen Züchter um so viel wie möglich aus einer Brut durchzubekommen. Der Anteil liegt da bei um die 90 %. Diese Fische sind unter normalen Bedingungen nicht mehr lebensfähig und würden bei 24 Grad nur noch dunkel in der Ecke stehen. Mittlerweile sind Wildfänge eindeutig leichter zu händeln als die Immunleichen vom Handel. Gut gezüchtete Diskus schwimmen in 24 -26 Grad ,was auch den Bedingungen in ihrer Natur entspricht. Ähnlich geht es bei der Ramirezzi Zucht zu was Liquid Nature erkannt hat.
mfg. Paul
 

Erwin

Well-Known Member
Hallo,

Ein Diskisbiotop in der Natur ist von Natur aus keimarm, alleine schon wegen den riesigen Wassermassen und wegen dem niedrigen ph.
Ein UVC im Aquarium schafft auch keimarmes Wasser.
Ich habe Heiko Bleher vor 20 Jahren mal gefragt, wie alt werden Diskusfische in der Natur. Er antwortete mir, kaum älter als 2 Jahre. Der Großteil wird nicht einmal ein Jahr überleben.

Geschlechtsreif werden Diskus nach ca. 8 Monaten (meine Nachzuchten). Ja, ich habe auch Rinderherz gefüttert, aber eine 50% Mischung, darin waren Spinat, Karotten und Muschelfleisch gemischt. Zusätzlich noch weisse Mückenlarven, Enchyträen aus der Box im Keller und Diskus granulat. Ausserdem waren im Aquarium mit höhlenartigen Verstecken auch Ringelhandgarnelen, welche sich gut vermehrten und bei jeder Häutung ein zusätzlicher Leckerbissen für die Diskus waren, wenn sie sich nicht gut genug versteckt hatten.

Meine ersten gekauften Diskus wurden nur 4-5 Jahre alt. Hatten einige Probleme, Kiemenwürmer, Bandwürmer...
Mit zunehmender Erfahrung und Wissen, kein Zukauf von Fischen aus dem normalen Zoohandel, ausschließliche Verwendung von invitro Pflanzen bei Neuerwerb, blieben die vom Züchter gekauften parasitenfreien Diskus, sowie auch meine Nachzuchten, parasitenfrei.
Diese wurden dann 8 - 10 Jahre alt.

MfG
Erwin
Edit : Enchyträen (Schreibweise)
 
Zuletzt bearbeitet:

moskal

Well-Known Member
Hallo,

ich hatte das so im Kopf, daß Diskus, Altumskalare, Uaru... vor allem so warm gehalten wurden/werden, weil das viele Hautparasiten nicht vertragen.

Aber es gibt auch Fische, die es wirklich richtig warm brauchen. einige lebengebärende und eierlegende Zahnkarpfen z.B.

Gruß
Helmut
 

Erwin

Well-Known Member
Hallo Helmut,
ich hatte das so im Kopf, daß Diskus, Altumskalare, Uaru... vor allem so warm gehalten wurden/werden, weil das viele Hautparasiten nicht vertragen

Ja, da machte man eine Wärmekur. Die Temperatur wird langsam über 2 Tage auf mind. 32, besser 34 Grad erhöht. Das ganze dann etwa eine Woche gehalten und anschließend wieder langsam gesenkt. Alles unter Beobachtung und zusätzlicher Sauerstoff Versorgung.
Das hatte dann eine abwehrstärkende Wirkung auf die Fische.

Aber ohne Gewähr, nur aus meiner Erinnerung.
Die ganz genaue Anleitung müsste ich raussuchen.

MfG
Erwin
 

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