Hallo
nicht an dem Namen stören, das hat nichts damit zu tun, dass ich der König der Pflanzen bin sondern weil mein Rufname einfach Roy ist. Ich habe zwar versucht den Namen in meinen Realnamen Roland Lück zu wandeln, aber habe die Funktion nicht gefunden. Manchmal ist es einfach bequem sich als Pseudonym zu registrieren um nicht gleich mit vielen Fragen bombardiert zu werden. Meist zieht eine möglicherweise "gute Antwort" unendlich viele weitere Fragen nach sich. Dazu habe ich aber leider keine Zeit. Ich stehe aber gerne zur Verfügung wenn es spezielle Fragen gibt, die ich versuche zu beantworten.
Ich habe noch nicht alles nachgelesen, daher wären mir konkrete Fragen recht die sich nur auf die Saltyshrimp Produkte beziehen.
Ein paar Hinweise will ich aber schon einmal geben, was ich so beim Überfliegen aufgeschnappt habe.
- Triton-Analysen sind spezifisch für Meerwasser. Ich weiß dass Herr Dashti an einem Analyseprogramm auch für Süßwasser arbeitet, aber bis dahin sind die Werte nur unter Vorbehalt zu verwenden.
- Erdalkali-Karbonate (Calcium/Magnesium) sind selbst nicht wasserlöslich sondern benötigen Säure oder Protonen aus der Nitrifikation sowie anderen physiologischen Prozessen. SaltyShrimpsalze sind nicht als Dünger für Pflanzen konzipiert. Wir haben sogar einige essentiellen Elemente reduziert um nicht in Konflikt mit Volldüngern und besonders den sogenannten Tagesdüngern zu geraten. Aus diesem Grunde haben wir auch die Kaliumratio um ca 40% reduziert. Ich persönlich lehne auch die Verwendung von synthetischen Chelatoren ab, da diese immer häufiger als bedenklich und krebserregend eingestuft werden. Daher werden auch einige Spurenelemente sehr schnell oxidiert. Das ist aber nicht so dramatisch wie es im ersten Moment klingt, denn die Pflanzen sind sehr wohl befähigt Metalle selbst zu reduzieren und besitzen ein eigenes perfektes Chelotorensystem. Aber das Marketing möchte gerne dass das Geschäft mit Tagesdüngern floriert. Ich persönlich bevorzuge die biologische Komplexierung über organische Säuren und Huminstoffe. Die von uns verwendeten Huminstoffe sind zwar mit Natrium oder Kalium und neuerdings mit Eisen komplexiert, lassen sich aber schwer nachweisen. Andere Spurenelemente modifizieren wir indem wir einen gewissen Austausch der leicht löslichen und leicht austauschbaren Alkalien in den Humaten ermöglichen. Aber das geht jetzt vlt etwas zu weit.
- Lithium ist kein Spurenelement dass auf diesem Planeten von irgendeinem organismus benötigt wird, aber es ist eine Möglichkeit Phosphate zu fällen. Nicht so schön für die Pflanzenliebhaber, die Phosphor düngen aber angenehm für die Fisch- und Garnelenliebhaber, denn das reduziert Algenprobleme.
- Ja, es gängige Praxis natriumchloridfreie Salze als Spurenelementlieferant zu verwenden. Das reziporke Ca-/Mg-Verhältnis im Meerwasser auf Süßwasser zu modifizieren und fertig sind preiswerte all-incluse-Produkte. Viele Hersteller sparen sich auch das NaCl-freie Meersalz und fahren ausschließlich über Ca-/Mg-Sulfate / Chloride und haben bestenfalls noch Kaliumsalze enthalten, zuzüglich der nicht zu vermeidenden Verunreinigungen in diesen Salzen je nach Profitstreben der Hersteller, ob ich 99% oder 99,9% Reinheit verwendet wird. Das ist der bisherige Status. Unsere Produkte zielen eher auf die Mikrobiologie und bei den neuesten Enwicklungen fehlt alles was physiologisch unsinnig ist oder keinen sonstigen Nutzen (wie Phosphateliminierung) bringt. Hierfür muss ich auch Energie liefern, damit die Bakterien ihre Job verrichten können. Im einfachsten Fall sind das Alkohole im smartesten Fall biologisch abbaubare mikroniserte Polymere. Der Kompromiss sind Salze von schwachen organischen Säuren, die aber auch nicht so freiwillig ihre Ionenpartner hergeben also auch nicht messbar sind. Das Ganze soll dann auch noch in hochlöslicher Form sein. Das Marketing blendet dann mit Produkten, die binnen Sekunden kristallklares Wasser liefern und natüridentische Qualitäten liefern sollen. Das übernimmt der Anwender natürlich gerne, und sein erstes Qualitätskriterium ist: "Das Salz löst sich binnen Sekunden und es bleiben keine Reste übrig". Was ein Schmarren! Ein natürlich mineralisiertes Wasser braucht mitunter Jahre um die Mineralien biogen, phsykalisch oder chemisch aus dem Gestein lösen zu können durch das es versickert. Wir gehen furchtbar viele Kompromisse ein mit den leicht löslichen Chloriden und Sulfaten und Alkali-Karbonaten und -Hydrogenkarbonaten. "Natürlich oder naturidentisch" ist was anderes. Leider haben wir bei den leichtlöslichen Komponenten keine Alternativen, was ja der Kunde von uns erwartet. Eine Alternative bieten mikronisierte Erdalkalimetallsalze, aber die verwandeln das Aquarium leider in einen Nebel des Grauens. Zwar nur für kurze Zeit aber unerwünscht. Die mikroniserten Karbonate liefern aber reziprok zu den anfallenden Protonen aus der Nitrifikation Gesamthärte und "Echte" und nicht "scheinbare" Karbonathärte. Die von uns zitierten Produkte sind NICHT für ein optimiertes Pflanzenwachstum konzipiert sondern für ein Aquarium mit optimierter Mikrobiologie und einer Nitrifikation resultierend aus Futtermitteln und Tierausscheidungen.
Jeder Hersteller orientiert sich an ein bestimmtes Ziel und weitere Produkte sind abgestimmt auf dem was schon in den Basisprodukten enthalten ist. Als Mikrobiologe habe ich Prioritäten auf das Wohlbefinden einer intakten Mikroflora und -fauna gelegt ud sekundär auf die Tiere. Entgegen der allgemeinen Meinung, dass Fische aus dem Wasser Mineralien aufnehmen, sind diese dazu kaum in der Lage. Was die Tiere benötigen gehört ins Futter und nicht ins Wasser. Da Bakterien häufig sehr tolerant sind, ob sie in Meer- oder Süßwasser ist der kurzfristige Erfolg ja auch vorhanden, daher ist im ersten Moment die Verwendung von einer NaCl-freien Meersalzmischung auch nicht abwegig. Es funktoniert! Moderne Mischungen arbeiten anders, denn meist stellen sich die Probleme erst nach Monaten ein, wenn die Artenvielfalt der Mikroorganismen abnimmt oder diese soviel Schwermetalle und toxische Verbindungen eingelagert haben, dass sie indirekt dann doch Schäden bei Fischen und besonders bei Garnelen verursachen wenn diese den Biofilm oral aufnehmen. Als Beipiel möchte ich Zink nennen: Zusammen mit Chlor kann Zink vier verschiedene Verbindungen eingehen, davon sind 2 allerdings sehr toxisch. Kummuliert der Zinkgehalt in den Biofilmen steigt auch die orale Aufnahme von Zinkchloriden und somit eine schleichende Vergiftung. Und Chloride sind in leichtlöslichen Salzen mehr als erwünscht enthalten.
Das soll nur ein kleiner Einblick sein wie eine smarte Salzmischung konzipert werden könnte. Jedes einzlne Element ansehen, wo und in welcher Menge und mit welchen Toleranzen wird es verwendet. Berücksichtigen der Gefahr, dass Elemente als Substitute verwendet werden könnten (z.B. Strontium statt Calcium oder Magnesium, oder salpetrige Säure statt Chloriden durch die Chloridzellen aufgenommen werden könnten). Schlussendlich Bedingungen zu optimieren um es Pflanzen recht zu machen finden keine Beachtung, werden auch nicht abverlangt. Daher sehe ich die Verwendung in einem Nährstoffrechner auch eher als unglücklich an, da zum Einen nicht alles messbar sein wird wegen reduzierter Dissoziation zum Anderen erst durch mikrobielle Modifikation verfügbar wird. Aber auch bei der Pflanzendüngung werden bevorzugt leicht lösliche Chloride und Sulfate verwendet. Ich persönlich halte hier die verwendung von Chloriden ebenfalls bedenklich, denn im Gegensatz zu einem Ackerboden verschwinden die Chloride in einem Aquarium nicht einfach im Grundwasser.
Ein paar Fragen werde ich gerne versuchen zu beantworten, aber nicht enttäuscht sein, wenn ich mich dann wieder in die Anonymität zurückziehe.
Gruß Roy