Hallo Holger,
Gut, aber wie könnte ich das in den Griff bekommen? Was braucht R. rotundifolia, was ich nicht habe :?:
Ich muss aber gestehen, dass ich mit dieser Pflanze schon immer irgendwie nicht zurecht kam. Obwohl sie eigentlich leicht zu pflegen sein soll.
die relativ hohe GH deines Wassers stößt mir immer wieder auf, ich bin mir ob ihres Einflusses einfach nicht sicher. Insgesamt ist das was du machst zweifelsfrei richtig! Ich schreibe jetzt ein bisschen für die Galerie, wenn ich zum Ausdruck bringen will, dass es allgemein die latente Ansicht/Hoffnung gibt, dünge ich so und so, dann stellt sich ein davon abhängiges Ergebnis ein, d.h. wunderbarer Wuchs und Algenfreiheit. Das ist nur in durchaus übersichtlichen Grenzen so. Sicher ist das bei weitem nicht! Die andere, IMHO wichtigere Komponente für guten Pflanzenwuchs ist die Mikroflora. Mein kleines 60cm Becken hat mir ja unsere Jüngere abspenstig gemacht. Läuft mit Quarzsand 0,4-0,6mm, ohne Filterung und meinen groben Vorgaben in Düngung. Schaue ich ab und an in das Becken, sehe ich mittelschwere Nährstoffmängel an den Pflanzen, die wenig konsequentes Düngen offenbaren. Es wirkt insgesamt sogar ein bisschen messie, aber Algen, CB? Gar nichts! Wie wichtig ist nun die Suche nach der perfekten Nährstoffversorgung? Ich denke, das wird allgemein in seiner Bedeutung überschätzt. Für das grundsätzliche Funktionieren eines Setups spielt das nur eine durchaus mäßige Rolle.
Deines ist von der Nährstoffversorgung besser, ihres von der Stabilität, Mikroflora, wie man es auch immer nennen will. Was ist wichtiger? Rhetorische Frage.
Das interessante an ihrem Becken ist, es ist das Resultat eines Versuches. Der Versuch war, richte das Becken vollständig mit Pflanzen aus einem mir mehr oder weniger unbekannten, aber funktionierenden Becken ein. Anfänglich zeigten sich Anflüge anderer Algen, die ich sonst nie sehe, wenn ich Pflanzen aus "meiner" Umgebung verwende, sprich Becken, die ich maßgeblich beeinflusse. Der Biofilm dieser anderen Pflanzen war im Grunde der einzige Unterschied in dem für mich üblichen Setup - und das war in seinen Auswirkungen ein sichtbarer Unterschied! Es ist nie zu einem nennenswerten Ausbruch an Algen/Bakterien gekommen, das Becken hat sich mehr oder weniger schnell selbst stabilisiert. Stabilität, wie ich sie verstehe, ist, wenn man in erstaunlich weiten Grenzen alles mögliche herumdüngen kann ohne das Becken nennenswert aus der Bahn werfen zu können.
Ich bin davon überzeugt, dieser Prozess lässt sich begünstigen, aber nicht wirklich erzwingen!
Wie lässt sich das begünstigen?
- Sand. Minimiert unerwünschte (Filter-)Einflüsse der Mikroflora. Das zielt primär auf die unerwünschte Beeinflussung der Wasserdüngung.
- Wenig Licht. Wobei die Verringerung der Lichtperiode eine größere Rolle spielt als die Verringerung der Lichtintensität. Das basiert - wie das meiste - auf Erfahrung. Je besser/stabiler ein Becken läuft, desto mehr Licht verträgt es in Dauer und intensität. An das passende Licht gilt es sich heranzutasten - immer.
- Geringfilterung. Verlagerung der Prozesse ins Becken, Minimierung unerwünschter Einflüsse auf die Düngung.
- Düngung. Es gilt anfänglich nur die Versorgung von Pflanzen, auch Mikroflora (SE-Verbraucher) mit Mikro- und Makronährstoffen zu gewährleisten. Besser erst ein stärker chelatierter Dünger und für die Makroversorgung genügt eine separate PO4-Düngung (auf Stoß) und KNO3 vollauf. Erst wenn das Becken stabil ist, wird die Düngung nach eigenen Vorstellungen optimiert.
- Spurenelemente. Führe ich deswegen auf, weil ich PMS (Preis Mineralsalz) immer als begünstigend empfunden habe und jedes Becken damit zusätzlich versorgt wird.
- Ca/Mg-Verhältnis. Das erwähne ich nur insofern um eine ausreichende Mg-Versorgung zu gewährleisten. Bringt die Verwendung von PMS schon mit sich. Ca-Mangel habe ich noch nie erlebt, die Wässer hier sind sowieso schon Mg-haltiger, aber ein Verhältnis von 4:1 bis 3:1 halte ich für günstig. Insgesamt ist das Ganze ein SE und Mg betonender Betrieb.
Zurück zu deiner Frage, was kann ich noch tun?
Nur sehr wenig! Du machst das ja schon so. Dir fehlt wegen des suboptimalen Ergebnisses und fehlender Erfahrung die Sicherheit. Die möchte ich dir geben! Du begünstigst die gewünschte Entwicklung schon sehr weitgehend. Das ist aber eben keine "bit"tige Entwicklung mit den Zuständen O und I sondern eine organische. Die schlenkert auch mal in die eine oder andere Richtung, aber der Korridor ist gegeben. Es ist nun primär eine Frage der Zeit.
Ein paar Dinge sind mir noch aufgefallen. Sie sind nicht entscheidend, es ist im Sinne von Begünstigung.
PO4. Es ist ideal, die Speicher der Pflanzen mit PO4 zu füllen und gleichzeitig wegen möglicher Nährstofffällungen das PO4 in der Wassersäule gering zu halten. Wenn ein Becken so (Sand/Geringfilterung) betrieben wird, dann sind Punktalgen so wenig Thema, dass ich wegen einiger auftauchender Punktalgen nichts änderte. Bei dir gibt es keinen PO4-Mangel! Es gibt keine Notwendigkeit PO4 ständig nachweisbar halten zu wollen. Schau dir erstmal den Verbrauch über die Woche an.
BTW, ich hatte einmal Punktalgen, die mit einem zusätzlichen Schwämmchen sofort wieder verschwanden. Falls die Punktalgen tatsächlich hartnäckig werden sollten, wäre es eine Option. Das Prinzip "Geringfilterung" hat nicht nur eine Richtung.
NO3. Auch mal über die Woche messen. Das Becken sieht derzeit einfach nicht danach aus, als würde es große Mengen Dünger brauchen.
CO2. Auch da möchte ich dir die Gewissheit geben, dass 20mg/l CO2 absolut ausreichend bei einem Becken mit diesem Konzept ist. Mit Sand/Geringfilterung ist die KH3 Lösung der bessere Indikator.
Mit zusätzlich PO4 oder CO2 irgendwelche Erscheinungen - idR Algen - bekämpfen zu wollen, verstehe ich schon, nichtsdestotrotz halte ich das für überflüssige Symptombekämpfung, die an der Ursache völlig vorbei geht.
Wechsel mal weniger Wasser (25%) mit entsprechend angepasster Stoßdüngung. Ist nur ein Versuch hinsichtlich der Kieselalgen und geringeren Silikateintrags. Bei Kieselalgen halte ich zwei Dinge von Bedeutung, Mikroflora und Silikat. Das sich wiederholende Gerede von der (nicht vorhandenen) Silikathysterie solltest du ignorieren. Ohne Silikat sind Kieselalgen einfach nicht möglich. Mit Silikat hängt es dann von der Mikroflora ab. Kannst du dir derzeit auf deinem Sand als Biofilm mit Kieselalgen als dominanter Komponente ansehen. Reinstwasser ist schon entspannend.
Gruß, Nik