Hi,
Also, wer sich für ein wenig Hintergrundwissen interessiert :
1. Selbstverständlich kann man nicht einfach mehr oder weniger grundlagenlos behaupten, zuviel Licht im Aquarium sei ausgeschlossen. Dass es anders sein könnte, darauf deutet z.b. die Rotfärbung vieler bei Schwachlicht grün gefärbter Pflanzen hin. Dies ist ein Zeichen für vermehrte Carotinoid-Bildung bzw. Antocyanbildung oder anderer Farbstoffe mit Schutzfunktion, um die Pflanze vor Lichteinstrahlung zu schützen. Selbst eigentlich wenig rote Pflanzen können sich dabei rotgrün verfärben, wie z.B. Vallisneria gigantea. Trotzdem muss dies nicht heissen, dass die Pflanze sofort geschädigt wird.
2. Photorespiration hat vor allem mit einem zuviel an Sauerstoff zu tun, und nicht in erster Linie mit einem zuviel an Licht. Zuviel Sauerstoff (bzw. korrekter ein zu hoher Sauerstoffpartialdruck) tritt bei Landpflanzen dann auf, wenn sie ihre Spaltöffnungen zu sehr schliessen um Wasserverlust durch Hitze am Tage zu vermeiden. Wasserverlust kann bei Unterwasserpflanzen wohl nicht auftreten. Trotzdem kann eventuell ein sauerstoffgesättigtes Wasser zu einem zu hohen Sauerstoffpartialdruck führen. Sprich, es ist zuviel Sauerstoff da und zu wenig Kohlendioxid. Nun wird der Sauerstoff in Verbindungen der CO2-Fixierung eingebaut und oxidiert diese, da das Schlüsselenzym der CO2-Fixierung Rubisco auch O2 gut bindet. Die Pflanze bildet quasi CO2 bei Licht, ohne dadurch Energie zu gewinnen und schädigt sich dabei noch selbst, da sie wie gesagt Verbindungen abbaut, die zur Kohlenstoffassimilation notwendig sind (Ribulose-1,5-bisphosphat).
Photorespiration tritt bei C4-Pflanzen kaum auf, da diese ein weiteres Enzym zur CO2-Fixierung haben (PEP-Carboxylase, dieses hat eine weniger große Neigung O2 zu binden). Es kann gut sein, dass es sich bei Aquarienpflanzen um C4-Pflanzen handelt, da C4-Pflanzen ihrer Natur entsprechend dort vorkommen, wo es heiss ist, aber nicht zu trocken. Also in tropischen und subtropischen Gegenden. Dort kommen ja auch viele Aquarienpflanzen her. In diesem Fall wäre eine Schädigung durch zuviel Licht, was zu erhöhter Sauerstoffproduktion und damit zu einem hohen O2-Partialdruck und damit zu Fotorespiration führt, eher unwahrscheinlich.
3. Ein vielleicht wichtigerer Punkt ist zudem die
Photooxidation. Vor allem bei Schwachlichtpflanzen ist durch die geringere Anzahl an Photosystemen bald eine Grenze erreicht, an der die aufgenommene Lichtenergie aufgrund eines Staus in der Elektronentransportkette nicht mehr weitergegeben werden kann. Jedoch kann ein angeregtes Photopigment nicht ewig in diesem Zustand verbleiben, so dass es dann zur Bildung von Singulett-Sauerstoff kommen kann. Dieser ist sehr reaktiv und führt zu Oxidationen innerhalb der Pflanzenzelle bzw. des Chloroplasts. Dies stellt dann eine erhebliche Schädigung der Pflanze dar und kann bei allen Pflanzentypen vorkommen. Wie kann hier jemand ausschliessen, dass er mit seiner starken Beleuchtung einen Optimalwert nicht schon überschritten hat ? Natürlich kann die Pflanze dann eventuell immer noch ganz gut wachsen, da sie über Schutzmechanismen verfügt. Aber ob es mit ein paar Lux weniger nicht besser wäre, kann dich keiner hier einfach aus dem Stehgreif wissen. Wo die Grenze liegt, bei 10.000, 20.000, 30.000, 50.000 lux, das weiss ich natürlich auch nicht.
4. Klar ist die Sonne stärker, aber die Sonne ist auch nicht 10 cm von den Pflanzenblättern entfernt, sondern ein paar Meter weiter. Genaueres könnte man hier nur durch Messungen rausfinden, nicht durch "Phrasen"
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Im Übrigen betreibe ich mein Becken selbst mit relativem "Starklicht" (~30.000 lux). Ich wollte hier nur sagen, man solle nicht vorschnell etwas entscheiden. Entscheiden kann man das nämlich nicht, nur überprüfen. Dabei sind aber keine persönlichen Einzelerfahrungen gefragt. Trotzdem kann ja jeder sein Becken so beleuchten wie er will. Vielleicht hat er gerade Pflanzen, die auch mit sehr starkem Licht zurecht kommen. Dass es dann vielleicht viele andere nicht tun, weiss er dann aber nicht. Es gibt leider oft keine Patentrezepte.
Was man wohl auf jeden Fall sagen kann : Es gibt eine Grenze an Lichtstärke (auch im Aquarium) ab dem man das ganze einfach nicht mehr richtig handeln kann, ab dem man Probleme mit der Nährstoffversorgung bekommt und ab dem man ganz schnell in eine Unterversorgung gerät, dann eventuell zuviel nachdüngt und plötzlich eine Algenplage hat, da sich die Algen dank der hohen Lichtenergie und meist auch höheren Temperaturen rasend vermehren können.
lg