Vom Wunsch- zum Wutbecken

Hardy

Active Member
Hallo Gerd,
Deine Stimmung ist gut nachvollziehbar. Wahrscheinlich hat das Protalon die Etablierung einer gesunden µFlora verhindert/verzögert, so dass es nach wie vor genug freie Siedlungsfläche für die Cyanos gibt. Sonst hätte das Fischfutter, das Dein Besatz braucht und dessen Abbauprodukte die Ansiedlung von genügend Nitrifizierern etc. ermöglichen müssen.¹
GeBu":1q12btlv schrieb:
... wieder die Algen absaugen...
Weiter oben hast Du geschrieben, dass das mit dem Absaugen bei Deinem Sand nicht so wirklich einfach ist. Irgendwo hab ich von jemandem gelesen, der (wenige) Blaualgen (wie es z.Z. doch auch bei Dir ist) erfolgreich dadurch bekämpfte, dass er sie unter den Sand gerührt hat. Die absterbenden Cyanos könnten dann als Futter für angenehmere Bakterien etc. dienen.
¹) oder ist vielleicht die Filterfläche zu groß, dass noch nicht mal die voll von den Nitrifizierern besetzt werden kann?
 

GeBu

Member
Hallo Hardy

Der Filter ist eigentlich etwas zu klein und auch nur gering bestückt. Also sollte eigentlich die Besiedelungsfläche für die Bakterien zu klein sein, oder aber mein Besatz ist einfach zu wenig.

Ich könnte aber mal versuchen nach dem Wasserwechsel den Filterschwamm im Becken auszudrücken. Sollte ja einiges an Backterien in das Becken bringen.

Das ich den Sand mit absauge ist leider so. Das mit dem "umgraben" wär mal noch eine Maßnahme die ich versuchen könnte.

Ich werde auch diese Woche sämtliche Moorkienwurzeln aus dem Becken entfernen. Ich trau dem Zeug einfach nicht mehr. Sie sind extrem mit Bartalgen überzogen und waren egal bei welcher Algenart immer zu erst betroffen. Hat man das da von wenn man bei Ebay billig Wurzeln schießt? Man weiß ja nicht wo die nun her sind....

Eine erneute Dunkelkur diese Woche wär sicherlich nicht ratsam, oder? (Pflanzen sehen jetzt schon sch..... aus)
Oder weiterhin Pflanzen aufstocken? (ohne Wurzeln ist ja wieder Platz)


Gruß, Gerd
 

dirkHH

Member
hallo,

ich habe zugegebenmaßen kaum erfahrung mit cyanos, mich jedoch schon durch etliche cyano-freds gelesen. folgendes ist meine meinung zu deiner situation:

- ich denke, dass durch die zugabe von protalon (und entsprechend Kupfer) hast du so viele bakterien gekillt, dass ein erfolg der dunkelkur eh unwahscheinlich war (sorry, ich weiss, nachher ist man immer schlauer... :roll: ). das trifft es ja auf den punkt:
Es geht ja darum der erwünschten µFlora eine Chance zum Etablieren zu geben während die Cyanos mangels Licht schwächeln.

- ALLE freds, die von erfolgreicher cyano-vernichtung berichteten hatten eines gemein: sie hatte immer und immer und immer wieder sehr große WW (nicht 60% sondern 90%) gemacht und die cyanos immer und immer und immer wieder gestört (durch absaugen, unterrühren, zerstören...). und das ggf. über wochen :? :? irgendwann war dann mit blaualgen schluss... für immer....

- mein (kompetenter) fischdealer berichtet, dass er cyanos schon erfolgreich durch zugabe von ELOS bakterienkulturen bekämpft hat. lebende kulturen von AMTRA oder SÖLL wären da auch noch eine idee. das wäre vielleicht nochmal ein ansatz, den du versuchen könntest - auch wenns nicht billig ist: das zeux in hoher konzentration reinkippen

- ich würde die nächsten 14tage keine dunkelkur mehr machen damkit sich alles erholt und WW machen ohne ende und die cyanos immer wieder stören.

- einige berichten, dass schnecken, die dann immer wieder über die cyanos glitschen und diese dann stören, auch hilfreich seien. vielleicht ist das auch ein vorübergehender ansatz - man kann sie ja später wieder rausschmeissen....



grüße + kopf hoch
dirk
 

Hardy

Active Member
Hi Dirk
dirkHH":2a88c7e8 schrieb:
... immer und immer und immer wieder sehr große WW (nicht 60% sondern 90%) gemacht ...
Genau 2 Stück à 90% direkt hintereinander, das war's - für immer? jedenfalls bis heute.
Die Idee mit den käuflichen Bakterienkulturen hast was, wäre einen Versuch wert.
 

Beetroot

Active Member
Hallo Gerd,

also die Dunkelkur ist schon ein gutes Mittel. Nach 6-7 Tagen waren die Cyanos nicht zu 100% erledigt aber so geschwächt das ich mit Verbesserungen und etwas manueller Bekämpfung diese dann nach kurzer Zeit verdrängt hatte. Bei mir war die Population ähnlich krass wie bei dir denke ich, kannst ja mal in meiner Galerie schauen. Problem war ein jüngeres AQ mit Nitrat und Phosphat Mangel, Pflanzenwachstum war beschissen und die Cyanos gingen ab wie 'n Zäpfchen, Dunkelkur und danch ordentlich NPK, bissl die neuen Cyano Grüppchen manuell in Schach gehalten und nach wenigen Wochen war nichts mehr Nennenswertes über. Also ein kompletter Neustart gibt keine Garantie das die Cyanos nicht wieder kommen.

Wie sieht es bei dir momentan mit NO3 und PO4 aus?

Bilige, schnellwachsende Pflanzenmasse wie z.B. Egeria densa für einen Übergangszeitraum kann nicht schaden und kannst bei guten Verhältnisen gut und schnell vermehren.

Bei billigen Wurzeln gibt es mal Schrott, hatte mal eine vom Hornbach welche nach kurzer Zeit gewaltig gefault hat. Mit Wurzeln von meinem Händler des Vertrauens noch nie Probleme gehabt.

Drücke den Filterschwamm nicht ins Becken, die Bakties sind im System und das sollte reichen.

CO2 würde ich wieder langsam zudüngen wenn die Pflanzen wieder deutlich treiben und die Cyanos so gut wie verschwunden sind.

@Manuela
3 Tage ohne Licht überlebt keine Blaualge
Also bei meiner 6-7 tägigen Dunkelkur, Becken mit Alufolie abgeklebt, sahen die Cyanos zur Halbzeit noch sehr lebendig aus.

Gruß
Torsten
 

GeBu

Member
Hallo

@ Dirk

Tja, Protalon war aus lauter Verzweifelung, einfach eine Verzweifelungstat. Das es nicht der richtige Weg sein kann wei ich nun auch.
Aus Fehlern lernt man....
Bakterienkulturen waren hier mal wieder nicht zu bekommen. Ich komme mir hier vor wie im aquaristischen Niemandsland :cry:
Das einzigste was sinnvoll im Laden war sind die Apfelschnecken. Habe auch gleich mal nach den Kilopreis gefragt :lol:
Ich habe mal 10 mitgenommen. Mal schauen.....


@ Hardy
Das mit dem Wasserwechsel würde ich ja auch gerne so machen. Ich kann aber immer nur 2x90 Liter abstehen lassen und belüften. Unser Wasser riecht hier wie im Hallenbad. Das is mir nicht geheuer.
In den Behältern wird das Wasser auch gleich temperiert eingelassen und dann mit Pumpe und Schlauch ins Becken befördert.
Direkt den Schlauch an eine Leitung geht wegen Kaltwasseranschluß nicht wirklich bei der Wechselmenge und halt dem Chlor-Geruch


@ Torsten
Gedüngt wird zur Zeit mit ProFito und PPS-Pro
Die Wasserwerte sind wieder (oder noch) so:
NO³ 25 mg/l

PO4 1,0 mg/l

Fe 0,25 mg/l

Ok, das mit dem Filterschlamm werde ich mal lassen. Die Wurzeln kommen diese Woche noch raus und jede Menge Pflanzen rein. (eure Becken stecken an :lol: ) Da kann ich gleich mal die Holländer testen. Die Preise sind ja Klasse. Für das Geld kann man hier nur Pflanzen anschauen gehen :lol:


Ich muß hier an der Stelle noch mal Danke für Eure Hilfe und Unterstützung sagen. Ohne Euch hätte ich hier schon lange den Stecker gezogen.


Gruß, Gerd


Ps. Apfelschnecken sind Klasse gegen Bartalgen. Man kann zusehen wie sie Schneisen fressen :shock:
 

Biotoecus

Active Member
Hallo Gerd,

Ich möchte Dir hier in aller Kürze mal darstellen was ich mit Cyanos so erlebt habe.
2002 stellte ich ein 130/70/50 cm Becken auf, welches ich spärlich bepflanzte und mit einem Eck-Mattenfilter in der Dimension 2500 cm² ausstattete.
Ich dachte damals „Viel hilft Viel“. Also in Bezug auf Filterdimensionierung.
Nun kann ja jeder für sich selbst bewi Olaf mal nachrechnen was das wohl war?

In diesem Becken hatte ich von Anfang an zu kämpfen mit Cyanos.
Die Pflanzen wuchsen nicht, es wurde auch nicht gedüngt und es gab regelmässige Wasserwechsel mit Osmosewasser. Es sollte schliesslich ein Salmlerbecken mit Weichwasser werden.

Nach dem die ach so tolle „Einlaufphase“ vorbei war zogen damals 10 halbwüchsige Anostomus anostomus ein.
Die Fische hatten so etwa 6 cm Länge und man kann sich vorstellen, dass man da noch nicht einmal viel Füttern muss und die Belastung das Aquariums eher gering ist.
Das bisschen was sich an Stoffwechsel abspielt wird mühelos von dem bestehenden HMF erledigt.
Was bleibt für das übrige Becken über? Richtig! Nichts!

Ich quälte mich mit diesem AQ fast über zwei Jahre in Bezug auf Cyanos und schmiss damals den überdimensionierten HMF raus und ersetzte eben jenen durch einen Aussenfilter (Eheim 2028). Die Kiste wurde mit einfachsten Tonröhren gefüllt.
Was passierte? Die Cyanos wuchsen weiter so vor sich hin und legten ein beachtliches Tempo bei der Vermehrung hin.
Ich konnte Wachstumsraten von mehreren cm² in wenigen Stunden beobachten.

Selbst die ach so toll gescholtenen und immer wieder als „Antibakteriell“ beschimpften Erlenzapfen wurden innerhalb weniger Stunden von den Cyanos überwachsen.

Tja, da freut sich das Aquarianerherz und man ist mit seinem Latein am Ende.
Beratende Stimmen empfohlen den Nitratwert hoch zu setzen, PO4 zu verringern oder sonst was.
Letztlich hatte ich die Schnauze voll und war auch mit dem besatz nicht wirklich zufrieden.
Mein Weg führte in eine Fischhandlung und ich erwarb für eben dieses AQ weitere 60 Salmler der Größenordnung zwischen 4 und 6 Zentimetern.

Tja, und was soll ich Dir sagen. Die Cyanos verschwanden nicht über Nacht, aber es war ein Rückgang der Population zu sehen.
Tatsächlich werte ich dieses Erlebnis Heute als „Last“ auf ein Aquarium ausüben.
Die Stoffwechselprodukte von Fischen üben einen Druck auf das Aquarium aus.
Bakterien wollen sich irgendwo ansiedeln. Ist dies nicht gerade der überdimensionierte Filter, so findet diese Besiedelung auch auf allen anderen Oberflächen im AQ an.
Der sogenannte Biofilm entwickelt sich.
Besteht der Biofilm nur aus der Spezies der Cyanos, die scheinbar sehr rabiat vorgehen, und findet kein Druck auf die Cyanos statt, werden sie den Kampf um die Besiedlungsfläche in den meisten Fällen gewinnen.

Dieses ganze Prozedere hat in aller Regel nichts mit Nährstoffen im pflanzentechnischen Sinn zu tun.
Sprich Düngung in den tollsten Varianten läuft schlicht ins Leere weil in aller regel kein Ammonium/Urea direkt verabreicht wird (Achtung Mitleser: dies ist eine gewagte These)

Wenn Du nun dabei gehst und das Becken mit schnellwachsenden Pflanzen zu pflasterst, wirst Du folgendes erleben:
Die Düngermengen steigen ins Utopische NO3 und PO4 wirst Du quasi nie nachweisn können
Pflanzenwachstum findet nicht statt
Das Wachstum der Cyanos wird sich nicht aufhalten lassen

Ergo: Du läufst gegen eine Wand und bewegst Dich im Kreis.
Komischerweise habe ich bei meinen Kapriolen damals nie NO2 nachweisen können. Egal was ich auch tat. Nitrit fand nicht statt.
Letztlich kannst Du deinen Filter ausräumen und das Becken so fahren und Futter reinschmeissen, in der Hoffnung das Becken eigentlich zu überlasten. Das wirst Du aber nicht schaffen.

Die Geschichte vom Gammelbecken schreib ich dann die Tage mal.

Beste Grüße
Martin
 

Mario K

Member
Salü.
Tja, hatte ich erwähnt, dass die Cyanos nach der Dunkelkur ratz fatz wieder da sind?
Hatte ich erwähnt, dass bei mir hungrig gehaltene Korallenplatys die aufkommende Neubesiedelung im Keim erstickt haben?
 

Biotoecus

Active Member
Mario K":2zli1b10 schrieb:
Salü.
Tja, hatte ich erwähnt, dass die Cyanos nach der Dunkelkur ratz fatz wieder da sind?
Hatte ich erwähnt, dass bei mir hungrig gehaltene Korallenplatys die aufkommende Neubesiedelung im Keim erstickt haben?

Nein, hattest Du nicht erwähnt, da Du hier im Thread noch nichts geschrieben hattest. :D
 

Mario K

Member
Hi, Martin

Kleiner Tipp: Schau mal auf Seite 3 ganz unten.

Bei deinem Beitrag wird mir auch nicht so ganz klar was du mitteilen wolltest. :?:
 

Biotoecus

Active Member
Hi,

Na, ich hab die Infos halt gut versteckt. :D

Beste Grüße
Martin
 

Mario K

Member
Tach Martin.

Klick. Ah, du plädierst für einen Überbesatz. Naja noch nicht probiert. Halte ich auch für eine gewagte These. Aber so manch einer hat schon Pferde kotzen sehen.

But: Bakterien siedeln sich in der Regel an alle Oberflächen an. Nicht nur dann, wenn der Filter zu klein wird. Ein Biofilm besteht auch nicht nur aus einer Bakterienart, sondern ist wie eine Wohngemeinschaft in der alle einen Nutzen voneinander haben. Da kommen sogar Anaerobier auf ihre Kosten, da in Biofilmen verschiedene "Mikroklimas" anzutreffen sind.

Sanfte Grüße.
Mario
 

Sabine68

Active Member
Hallo Mario,

geht es um den Biofilm, der sich im Becken breit macht ungefähr in diesem Sinne

sabine68":2v3qvubl schrieb:
Im Prinzip geht es dabei um "böse" Bakterien vs "gute" Bakterien.
Will heißen, daß Milieu so zu verändern, daß die guten Bakterien - sprich Filterbakterien die Oberhand gewinnen und so den Cyanos das Leben schwer machen.

Es gibt auch die Methode, Blaualgen durch Zucker zu bekämpfen. Die Bakterien werden sich rasend schnell vermehren und den Blaualgen die Siedlungsfläche entziehen.

Mit Zucker ist das aber eine heiße Sache, weil das sehr unkontrolliert von statten gehen kann und eventuell auch eine enorme Sauerstoffzehrung nach sich ziehen kann

Hier kann die reduzierte Filterung oder auch Filterlosigkeit eher hilfreich sein, indem man die Filterbakterien vom Filter ins Becken verlagert
 

Mario K

Member
Hallo Sabine.

An eine Verlagerung glaube ich nicht. Da die "Filter"bakterien an jeder Oberfläche im Aquarium vorkommen (früher oder später). Deshalb ist es ja auch möglich ein Aq ohne Filter zu betreiben.
(Hattest Du das nicht bei deinem Riff?)

Ein Konkurrenzkampf zwischen dem "guten" Biofilm und dem "bösen" cyanolastigen Biofilm klingt schon plausibler.

Gruß Mario
 

Sabine68

Active Member
Hallo Mario,

ja richtig - Filterbakterien siedeln sich so oder so an, ob mit oder ohne Filtersubstrat.
Die Menge der Filterbakterien wird sich nach dem Nahrungsangebot richten und nicht nach dem zur Verfügung stehendem Platzangebot

Betreibe ich das Becken jetzt ohne Filter, sind sie gezwungen, sich komplett im Becken anzusiedeln.
D.h. die Bakteriendichte der "guten" Bakterien im Becken wird ohne Filter höher sein, als in einem Becken, wo noch zusätzliches Filtersubstrat angeboten wird.

Zumal das Filtersubstrat ja auch ein Schlaraffenland zu sein scheint, weil da die Bakteriennahrung ja immer schön herangeschafft wird :wink:

Ich fahre alle meine Becken entweder filterlos oder nur mit geringem Filtersubstrat.
 
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