Hi,
ich möchte hier mal ein recht interessantes Thema anschneiden, da es im besonderen ein deutsches Phänomen anspricht.
Die Geringfilterung, von einigen Personen hier im Forum (Nik, Sabine & Roger) immer wieder sehr gerne als Problemlöser herangezogen, steht hierbei zur Diskussion gegenüber der Normalfilterung und auch der Starkfilterung.
Inwiefern wirkt sich die Filterung auf den Pflanzenwuchs aus wäre meine erste Frage in die Runde. Ich selber habe gerade einen Filterwechsel in meinem Becken durchgeführt. Ich hatte davoe einen Eheim 2028 voll bestückt mit allen Filtermedien am Becken. Gerade die Hochleistungsfiltermedien von Eheim (Kugeln), bieten eine extreme Besiedlungsfläche für Bakterien. Schnell wird auch NO3 verarbeitet und auch Mikronährstoffe samt PO4 werden dort abgebaut bzw. ausgefällt.
Die Welt filtert auch bei Pflanzenbecken sehr stark und daher hatte ich mich bei meinem aktuellen Becken ebenfalls hierfür entschieden. Nach einiger Zeit merkt man den Pflanzen schon an, dass gewisse Nährstoffe nicht in üppigster Form vorhanden sind. Der Wuchs ist moderat und nicht besonders extrem, das Wuchsbild dagegen sehr schön. Besonders ausgeprägte Farben, sattes grün und kanllige Rottöne dominieren und gerade für den Aquascaper ist der relativ langsame Wuchs auch ein Segen. Einige Pflanzen kommen jedoch besser mit diesen Umständen zurecht als andere. Gerade Pflanzen, welche im Substrat wurzeln, gehen besser ab. Einige Pflanzen kommen aber absolut nicht in die Pötte.
Der Bodengrund wird sicher bei einer starken Filterung maßgeblich dazu beisteuern, dass das Becken weiterhin sehr gut funktioniert. Ein nährstoffreiches Soil bietet hier die Grundlage für einen solch funktionierenden Beckenaufbau, wobei dies scheinbar auch nicht essentiell ist (sieht z.B. Tuttis Kiesbecken).
Gerade meine Moose sind in der Zeit der extremen Filterung SEHR GUT gewachsen. Ich hatte hier bzgl. einer geringeren Filterung ab und an mal Probleme und auch das HC wächst bei mir mit guter Filterung eindeutig besser. Es kann sich hier natürlich um Korrelationen handeln, jedoch möchte ich diese dennoch zur Diskussion stellen.
Nun habe ich also meinen Filter gewechselt. Also fahre ich gegenwärtig wiedermal die Geringfilterung. Mit eingelaufenem Filter (Schaumstoffmatten und Keramikröhren) werde ich die Normalfilterung anstreben.
Es haben sich seit der Umstellung des Filters einige Sachen drastisch im Becken verändert. Was vorher sehr langsam Wuchs (trotz Düngung von ~4-6 mg/l NO3 am Tag und 0,2 mg/l PO4 + ausreichend Mikronährstoffe), wächst nun außerordentlich schnell.
Meine Oldenlandia sp. (Rubiaceae) machte einen dicken Satz und wuchs bereits nach ein paar Tagen mehrere Zentimeter aus dem Wasser. Hier hatte sich bis auf die Wuchsgeschwindigkeit nichts geändert. Die Blätter sahen weiterhin schön grün aus.
Meine Rotala sp. "Araguaia" wuchs nun auch wieder um einiges flotter und auch die Alternanthera reineckii "rosaefolia minor" legte seit Wochen erstmals wieder zu. (in ein paar Tagen ca. 2 cm, was in angesichts der vorherigen 1 cm in vielleicht ~6-8 Wochen geradezu atemberaubend schnell ist)
Die Ludiwgia brevipes wuchs auch sehr viel schneller, jedoch veränderte sich ihre Farbe an den Spitzen extrem. Das schöne dunkelrot verwandelt sich immer mehr in ein ausgeblichenes schmuddel braunrot. Die Triebspitzen sehen zudem verknüllt aus.
Starkfilterung:
Geringfilterung:
An meiner Blyxa vietii sehe ich auch besonders extreme Veränderungen. Vorher wuchs sie in einem normalen Tempo und sah sehr schön aus. Jetzt geilt sie nach oben mit Internodienabständen von 5+ cm und sieht total grausig aus. Diese Pflanze will jetzt wohl schneller ans Licht .
Gerade die ausgeprägten Farben der roten Pflanzen, würde ich auf eine starke Limitierung zurückführen. Die Blätter von einigen Pflanzen werden unter dieser starken Limitierung ebenfalls kleiner. Bei einigen Sorten sieht dies sehr hübsch aus, bei anderen nicht wirklich. Mein H.tenellus sieht seit der extremen Filterung sehr hübsch und extrem klein/filigran aus. Der H. tenellus parvulus dagegen wächst nicht mehr so gut.
Ich habe halt keine Wasserwerte während dieser Zeit gemessen, jedoch probiert anhand des Wuchsbilds die Nährstoffe ggf. anzuheben. So kamen ab und an auch mal +4 mg/l NO3 extra hinzu, was sich eindeutig in einem kleinen (aber wirklich nur kleinem) Wachstumsschub bemerkbar machte.
Für mich hat die extreme Filterung schon gewisse Kehrseiten, jedoch reguliert sie ein Becken in einem gewissen Maße. Durch ausgiebigere Düngung kann dies abgefangen werden. Arbeitet der Filter jedoch zu sehr NO3 usw. verzehrend, wird es anstregend.
Die normale Filterung über z.B. Schaumstoffmatten, halte ich hier für den günstigen Mittelweg. Kein extremer NO3 Verbrauch, ggf. "gesunde" Regulierung des Mikronährstoffgehalts.
Die Geringfilterung kann unter gewissen Bedingungen vielleicht eher ein Problem sein, wenn sich ggf. gewisse Mikronährstoffe weiter anreichern oder ggf. gewisse Düngeprodukte nicht richtig im Becken verarbeitet werden können.
Makronährstoffdüngung dominiert ja im europäischen und auch amerikanischen Gebiet. Teilweise wird hier auch sehr analytisch herangegangen. Gewisse Level an Nährstoffen werden immer wieder probiert aufzudüngen usw. Soilprodukte sind gerade im europäischen Bereich nicht soooo geläufig.
Im asiatischen Bereich wird primär auf eine ausgewogene Düngung über das Substrat geachtet und weniger über die Wassersäule. Der Wuchs ist ggf. langsamer, jedoch konstant und farbenfroh. Eine starke Filterung setzen jedoch beinahe alle ein.
Auch hier schwören ein paar außergewöhnlich gute Pflanzenkultivierer auf eine extreme Filterung. Tutti sei hier z.B. genannt, der es immer wieder schafft, sehr hübsche Becken mit sehr gesunden Pflanzen zu reproduziern. Alle seine Becken werden jedoch extrem stark gefiltert. Gerade bei Kies wies Tutti darauf hin, dass die Pflanzen nicht gerade schnell wuchsen. Jetzt mit Aquasoil hat sich dies wohl geändert, durch das reichhaltige Nährstoffangebot im Boden. Dennoch sind die Becken limitiert, aber dies kommt mit einem schönen Pflanzenwuchs einher.
Ggf. sammeln wir hier noch ein paar weitere Pro und Contra Punkte, da die Geringfilterung nicht unbedingt des Weisheits letzter Schluss ist und gerade auf eine attraktive Wuchsform der Pflanzen einen erheblichen Einfluss hat. Was bringt einem nur wucherndes Kraut, wenn es auch schöner geht.
ich möchte hier mal ein recht interessantes Thema anschneiden, da es im besonderen ein deutsches Phänomen anspricht.
Die Geringfilterung, von einigen Personen hier im Forum (Nik, Sabine & Roger) immer wieder sehr gerne als Problemlöser herangezogen, steht hierbei zur Diskussion gegenüber der Normalfilterung und auch der Starkfilterung.
Inwiefern wirkt sich die Filterung auf den Pflanzenwuchs aus wäre meine erste Frage in die Runde. Ich selber habe gerade einen Filterwechsel in meinem Becken durchgeführt. Ich hatte davoe einen Eheim 2028 voll bestückt mit allen Filtermedien am Becken. Gerade die Hochleistungsfiltermedien von Eheim (Kugeln), bieten eine extreme Besiedlungsfläche für Bakterien. Schnell wird auch NO3 verarbeitet und auch Mikronährstoffe samt PO4 werden dort abgebaut bzw. ausgefällt.
Die Welt filtert auch bei Pflanzenbecken sehr stark und daher hatte ich mich bei meinem aktuellen Becken ebenfalls hierfür entschieden. Nach einiger Zeit merkt man den Pflanzen schon an, dass gewisse Nährstoffe nicht in üppigster Form vorhanden sind. Der Wuchs ist moderat und nicht besonders extrem, das Wuchsbild dagegen sehr schön. Besonders ausgeprägte Farben, sattes grün und kanllige Rottöne dominieren und gerade für den Aquascaper ist der relativ langsame Wuchs auch ein Segen. Einige Pflanzen kommen jedoch besser mit diesen Umständen zurecht als andere. Gerade Pflanzen, welche im Substrat wurzeln, gehen besser ab. Einige Pflanzen kommen aber absolut nicht in die Pötte.
Der Bodengrund wird sicher bei einer starken Filterung maßgeblich dazu beisteuern, dass das Becken weiterhin sehr gut funktioniert. Ein nährstoffreiches Soil bietet hier die Grundlage für einen solch funktionierenden Beckenaufbau, wobei dies scheinbar auch nicht essentiell ist (sieht z.B. Tuttis Kiesbecken).
Gerade meine Moose sind in der Zeit der extremen Filterung SEHR GUT gewachsen. Ich hatte hier bzgl. einer geringeren Filterung ab und an mal Probleme und auch das HC wächst bei mir mit guter Filterung eindeutig besser. Es kann sich hier natürlich um Korrelationen handeln, jedoch möchte ich diese dennoch zur Diskussion stellen.
Nun habe ich also meinen Filter gewechselt. Also fahre ich gegenwärtig wiedermal die Geringfilterung. Mit eingelaufenem Filter (Schaumstoffmatten und Keramikröhren) werde ich die Normalfilterung anstreben.
Es haben sich seit der Umstellung des Filters einige Sachen drastisch im Becken verändert. Was vorher sehr langsam Wuchs (trotz Düngung von ~4-6 mg/l NO3 am Tag und 0,2 mg/l PO4 + ausreichend Mikronährstoffe), wächst nun außerordentlich schnell.
Meine Oldenlandia sp. (Rubiaceae) machte einen dicken Satz und wuchs bereits nach ein paar Tagen mehrere Zentimeter aus dem Wasser. Hier hatte sich bis auf die Wuchsgeschwindigkeit nichts geändert. Die Blätter sahen weiterhin schön grün aus.
Meine Rotala sp. "Araguaia" wuchs nun auch wieder um einiges flotter und auch die Alternanthera reineckii "rosaefolia minor" legte seit Wochen erstmals wieder zu. (in ein paar Tagen ca. 2 cm, was in angesichts der vorherigen 1 cm in vielleicht ~6-8 Wochen geradezu atemberaubend schnell ist)
Die Ludiwgia brevipes wuchs auch sehr viel schneller, jedoch veränderte sich ihre Farbe an den Spitzen extrem. Das schöne dunkelrot verwandelt sich immer mehr in ein ausgeblichenes schmuddel braunrot. Die Triebspitzen sehen zudem verknüllt aus.
Starkfilterung:
Geringfilterung:
An meiner Blyxa vietii sehe ich auch besonders extreme Veränderungen. Vorher wuchs sie in einem normalen Tempo und sah sehr schön aus. Jetzt geilt sie nach oben mit Internodienabständen von 5+ cm und sieht total grausig aus. Diese Pflanze will jetzt wohl schneller ans Licht .
Gerade die ausgeprägten Farben der roten Pflanzen, würde ich auf eine starke Limitierung zurückführen. Die Blätter von einigen Pflanzen werden unter dieser starken Limitierung ebenfalls kleiner. Bei einigen Sorten sieht dies sehr hübsch aus, bei anderen nicht wirklich. Mein H.tenellus sieht seit der extremen Filterung sehr hübsch und extrem klein/filigran aus. Der H. tenellus parvulus dagegen wächst nicht mehr so gut.
Ich habe halt keine Wasserwerte während dieser Zeit gemessen, jedoch probiert anhand des Wuchsbilds die Nährstoffe ggf. anzuheben. So kamen ab und an auch mal +4 mg/l NO3 extra hinzu, was sich eindeutig in einem kleinen (aber wirklich nur kleinem) Wachstumsschub bemerkbar machte.
Für mich hat die extreme Filterung schon gewisse Kehrseiten, jedoch reguliert sie ein Becken in einem gewissen Maße. Durch ausgiebigere Düngung kann dies abgefangen werden. Arbeitet der Filter jedoch zu sehr NO3 usw. verzehrend, wird es anstregend.
Die normale Filterung über z.B. Schaumstoffmatten, halte ich hier für den günstigen Mittelweg. Kein extremer NO3 Verbrauch, ggf. "gesunde" Regulierung des Mikronährstoffgehalts.
Die Geringfilterung kann unter gewissen Bedingungen vielleicht eher ein Problem sein, wenn sich ggf. gewisse Mikronährstoffe weiter anreichern oder ggf. gewisse Düngeprodukte nicht richtig im Becken verarbeitet werden können.
Makronährstoffdüngung dominiert ja im europäischen und auch amerikanischen Gebiet. Teilweise wird hier auch sehr analytisch herangegangen. Gewisse Level an Nährstoffen werden immer wieder probiert aufzudüngen usw. Soilprodukte sind gerade im europäischen Bereich nicht soooo geläufig.
Im asiatischen Bereich wird primär auf eine ausgewogene Düngung über das Substrat geachtet und weniger über die Wassersäule. Der Wuchs ist ggf. langsamer, jedoch konstant und farbenfroh. Eine starke Filterung setzen jedoch beinahe alle ein.
Auch hier schwören ein paar außergewöhnlich gute Pflanzenkultivierer auf eine extreme Filterung. Tutti sei hier z.B. genannt, der es immer wieder schafft, sehr hübsche Becken mit sehr gesunden Pflanzen zu reproduziern. Alle seine Becken werden jedoch extrem stark gefiltert. Gerade bei Kies wies Tutti darauf hin, dass die Pflanzen nicht gerade schnell wuchsen. Jetzt mit Aquasoil hat sich dies wohl geändert, durch das reichhaltige Nährstoffangebot im Boden. Dennoch sind die Becken limitiert, aber dies kommt mit einem schönen Pflanzenwuchs einher.
Ggf. sammeln wir hier noch ein paar weitere Pro und Contra Punkte, da die Geringfilterung nicht unbedingt des Weisheits letzter Schluss ist und gerade auf eine attraktive Wuchsform der Pflanzen einen erheblichen Einfluss hat. Was bringt einem nur wucherndes Kraut, wenn es auch schöner geht.