Re: Verküppelung der Triebspitze nach Verzweigung
Hi Olaf-Peter,
mit dem Einfluss der Filterung bewegen wir uns zwar am Rande des Themas, es gehört aber dazu. Sozusagen mind. mal im Effekt - d.h. problemlos funktionierende Filterung - gehört es zu den Voraussetzungen um überhaupt erst Nährstoffe und ihr Verhalten, Wirken betrachten zu können. Problemlos wird Substratfilterung dann, wenn die Mikroflora - im Sinne des Aquarianers - funktioniert. Dann kann man viel Filtern, wenig Filtern, Geringfiltern.
Auf der "Gewährleistung der Nitrifikation" reite ich deshalb so herum, weil Substratfilterung mit diesem Hintergrund entstanden ist. Pflanzenhaltung war in den Anfängen nur eingeschränkt in der Saison möglich, im Winter sind Pflanzen dann weitgehend eingegangen. Da musste es für die Fischhälterung, viel mehr war Aquaristik nicht, Filter haben. Das änderte sich mit dem Aufkommen der Möglichkeiten der Pflanzenhälterung. Das was wir hier mit Pflanzen treiben ist Äonen weg von den Anfängen der Aquaristik - der Grundgedanke einer
notwendigen Substratfilterung ist geblieben. Das wird durch Werbung unterstützt und ist mitunter notwendig wegen einer weit verbreiteten Praxis des reichlich besetzten Gesellschaftsbecken. Im schwach besetzten, gerührten Pflanzenbecken ist Nitrifikation nur mehr relevant um zu verstehen, warum Urea besser nicht in großen Mengen zugegeben wird. Ich fasel der Vollständigkeit halber von der Nitrifikation, Rolle spielt sie in unseren schwach besetzten Pflanzenbecken so gut wie keine.
Mit dem Einfluss der Substratfilterung auf die Nährstoffsituation sind wir uns auch einig. Die bleibt als wichtig in der Betrachtung. Zwei Dinge spielen eine Rolle ...
- die Qualität der Mikroflora
- und die von der Menge Filtersubstrat abhängende Intensität der Stoffwechselvorgänge, das hat sozusagen katalytische, beschleunigende Wirkung.
Anhand deiner Schilderung geht mir ein Lichtlein auf was du mit Filterung treibst. Den Filter als Schmutzfänger handhaben wir unterschiedlich. Du nutzt den so, auch mit feinerem Schwamm und das macht Sinn, weil du so den Kies in organischen Stoffen entlastest. Ich als fauler Sack nutze nur die biologische Komponente der Filterung. Weniger sogar, meist ist Substratfilterung mittels grobem Schwamm auf der Ansaugseite nur Garnelenansaugschutz. Mir ist es egal,
wenn denn Mulm herumfliegt, denn in den Sand eindringen und Schaden über anaerobe Prozesse anrichten kann er nicht. Und wenn Pflanzen im Mulm sitzen, ist das sicher kein Problem, eher vorteilhaft. Da reicht ein grober Schwamm und der setzt sich mitunter Jahre lang nicht zu, bleibt geradezu erstaunlich frei. Beim Kies habe ich es nie hingekriegt, den vor dem Zusetzen mit organischem Stoffen bewahren zu können. Es ist ein Überlasten der Möglichkeiten des Kieses, d.h. wenn das den Punkt der anaeroben Zersetzung erreicht, der Sauerstoff im Bodengrund nicht mehr für die aerobe Mineralisation der anfallenden organischen Stoffe reicht, dann ist H2S das Ende des Beckens.
Ich habe das mit Kies auf Dauer nicht hin bekommen, zu viel Fisch und zu viel sich zersetzende Pflanzenmasse, kenne also nur den Zustand der Überlastung des Kieses. Es ist eine Frage wie man sein System abstimmt, du wirst deine Becken organisch nur gering belasten und bei dir hat Filterung eine den Kies entlastende Funktion. Mit Pflanzen kannst du auch umgehen
(*) und solange Kies eben nicht überlastet wird, kann ich mir im älteren Becken gut auch eine die Pflanzen über Wurzeln ernährende Funktion vorstellen.
Ich habe erleben müssen, wie Leute sich durch mich und mein Geschreibsel in ihrer Verwendung von Kies (und intensiver Filterung) extrem angegriffen fühlten - obwohl ich immer heraus stelle, dass das auch mit Kies (und intensiver Filterung) funktionieren kann. Das weiß ich! Manchmal muss man Jahre schreiben, bis zutage kommt, was ich latent schon lange für wichtig halte, aber nicht im Zusammenhang gesehen habe,
die geringe organische Belastung! Das spielt beim Kies, auch anderen gröberen Substraten, für den dauerhaften Betrieb einfach eine größere Rolle. Wobei ich organische Belastung in seinen Formen Futter und vergammelnde Pflanzenmasse zusammenfasse. Der eigene Einfluss auf Futter ist offensichtlich,
(*)bei der anfallenden, vergammelnden Pflanzenmasse spielt bei deren Vermeidung die gute Pflanzenernährung eine wichtige Rolle, denn dann behalten die Pflanzen auch ihre alten Blätter sehr lange.
So wie beim Sand ein paar Dinge zu beachten sind, gilt das auch für Kies. War sehr erhellend!
Jetzt traute ich mir den Betrieb eines Kiesbeckens zu.
Gruß, Nik