Re: Verküppelung der Triebspitze nach Verzweigung
Hallo zusammen,
nach langer Zeit mal wieder etwas von mir :wink: :
Meine lange Abwesenheit aus diesem Thread ist der Tatsache geschuldet, dass mein Becken im Sommer ca. eine Woche lang 31°C Wassertemperatur hatte, was oberflächlich alle Moose vernichtet hat. Außerdem sind meine sich sowieso immer im kritischen Zustand befindlichen Rotalas fast vollständig abgestorben, was aber glaube ich auch an den schon immer vorhandenen Nährstoffproblemen lag, die ich nun nicht mehr mit den mir seltsam/unüblich anmutenden Werkzeugen lösen wollte (seeehr viel Volldünger, auch organisch chelatiert/sehr viel Urea).
Einige wenige Stängel (mit verkrüppelten Triebspitzen) überlebten das Debakel und auch nach reichlichem Entfernen der abgestorbenen Moosteile trieb der darunter befindliche Rest glücklicherweise wieder neu aus, als ich die Wassertemperatur wieder gesenkt hatte.
Bei all dem (das AQ sah zwischenzeitlich echt sehr schlimm aus, wie ein Kübel mit modrigen, bräunlichen Pflanzen, habe leider keine Bilder gemacht) gab es
keine verschärfte Algenproblematik, auch als ich die toten Pflanzen wochenlang nicht entfernte. D.h. die mir unbekannte weinrote Rotalge war weiterhin in kleinen Mengen vorhanden und auch meine Scheiben wurden immer ein wenig grün, allerdings konnte ich durch das Absterben der Pflanzen keine Zunahme des Algenwuchses erkennen.
Dies bestätigt mich weiterhin darin, dass der Betrieb meines AQs nach Niks Prinzip der "Geringfilterung" die richtige Entscheidung ist, das Becken ist und bleibt bei allen Veränderungen, die ich nährstoffmäßig und biologisch durchführe, extrem stabil.
Ich habe aber eine neue Hypothese, was die Wuchsprobleme mit meinen Rotalas betrifft, und diese Hypothese deckt sich sowohl mit meinen Aufzeichnungen als auch mit vielen der hier in diesem Thread zusammengestellten Beobachtungen/Ratschläge.
Ausgangspunkt meiner Idee war mein Unwille, weiterhin extrem viel Volldünger (wen das interessiert, dem habe ich meine Düngeaufzeichnungen angehängt, woraus er genau ersehen kann, was ich wann zugeführt habe: 1ml=12 Trpf. Dünger, mit Insulinspritze gemessen) und/oder extrem viel Urea (1-2 mg/l Nitratäquivalent tägl.) zuzuführen, was zwar die Wachstumsprobleme abschwächte und die Pflanzen gesünder wachsen ließ, allerdings auch einige Nachteile hatte:
- Meine Pflanzen wuchsen vor allem mit viel Urea (1-2 mg/l Nitratäquivalent tägl.) mit deutlich größeren Internodien und wurden sehr grün, auch die Coloratas, was mir gar nicht gefiel. Allerdings bekamen sie am Licht auch wieder Chlorosen (grüne Adern, gelbe Blätter) und die Triebspitzen verkleinerten sich, die unteren Blätter bekamen dann langsam Löcher/Auflösungserscheinungen und starben ab...
- Der viele Volldünger machte meine Schläuche schwarz und auch der Bodengrund entlang der Frontscheibe wurde schnell schwarz. Ich habe mich gefragt wo die Mengen an Fe/SEs eigentlich hinwandern und wielange das dann noch gut geht... Getestet wurden Ferrdrakon, KramerDrak, AR Spezial Flowgrow und Spezial Eisen in wechselnden Kombinationen (siehe Anhang), allerdings stets deutlich über der empfohlenen Herstellerdosierung.
- Besonders bei viel organisch chelatiertem Volldünger wuchs die weinrote Rotalge sehr schnell, aber auch dann, wenn ein hoher Fe-Gehalt dauerhaft in der Wassersäule nachweisbar war (also mit viel Ferrdrakon/KramerDrak).
- Sowohl bei viel Volldünger als auch bei viel Urea (1-2 mg/l Nitratäquivalent) vergrünten meine Scheiben sehr schnell, die Wuchsprobleme wurden jedoch lediglich abgeschwächt, nicht beseitigt
- All dies wurde bei permanent nachweisbarem PO4 (0,5 mg/l) durchgeführt und beobachtet.
Sowohl viel Volldünger als auch Urea hatten aber eines gemeinsam: Sie verbesserten die NO3-Zufuhr im Becken, weil sie NO3 in für Pflanzen bevorzugter Form anbieten (Urea direkt über Urea oder dann über Ammonium, die Volldünger ebenfalls entweder durch direkte Aufnahme der Chelate durch die Pflanze oder nach Abbau der organischen/synthetischen Chelate im Becken). Ich dachte mir also, dass meine Wachstumsprobleme durchaus mit einem NO3-Mangel in Verbindung stehen könnten. Das ärgerliche war nur, dass eine Erhöhung des NO3-Wertes auf 30-40mg/l und/oder eine für Pflanzen leichter aufnehmbare Darreichungsform (Urea/Ammonium das Problem nicht lösen konnte.
Da ich somit keine Möglichkeit mehr habe NO3 stärker hinzuzuführen als bisher getan (außer vielleicht Fische anzusiedeln, die permanent leichte Mengen an Urea/Ammonium produzieren) war meine Idee eine andere:
Egal was ich tue, die Pflanzen kommen in meinem Setup (Beleuchtung hoch, ungedüngter Bodengrund Sand mit 0,25-0,5 mm Körnung) nicht an genügend Nitrat, um ihren Bedarf zu decken, also muss ich ihren Bedarf senken, indem ich die anderen Nährstoffe herunterfahre und in Balance bringe mit der NO3-Menge, die die Pflanzen gerade noch aufnehmen können. Die Pflanzen wachen dann halt langsamer, aber wenigstens gesund :glaskugel:
Da ich
damals, als mal alles sehr gut wuchs, einen recht hohen K-Wert hatte, dachte ich mir, dass vielleicht ein hoher K-Wert die NO3-Aufnahmerate boostet (K hat ja viele Aufgaben im Pflanzenstoffwechsel) und habe K im Becken auf 20 mg/l angehoben. Damit das Ca/Mg/K-Verhältnis erhalten bleibt, habe ich außerdem einfach mein hartes Leitungswasser genommen (erspart mir die Fahrt zu meiner Weichwasserquelle und das Kanisterschleppen in den 4. Stock) und mit PMS Mg aufgedüngt, die Werte waren dann ca.:
Gh: 15-18°d
Kh: 9-11°d
Ca: 60-80 mg/l
Mg: ~30 mg/l
K: 20 mg/l
NO3: 30mg/l
PO4: dauerhaft nachweisbar, 0,1-0,5 mg/l
Fe: zunächst 5ml/Woche auf Stoß (volle Herstellerdosis), dann 2,5 ml auf Stoß (1/2 Dosis)
Es wuchs trotz der eklatanten Kh-Erhöhung trotzdem alles ein wenig besser, aber weit weg von gesund.
Dann habe ich, wie es Christian ("chrisu") hier ja schon mehrfach beschrieben hat, einfach aufgehört, Fe und PO4 zu düngen (seit ca. 3-4 Wochen), da mein Hintergrund fast vollständig abgestorben war und ich mir dachte: "Was solls, ist sowieso hinüber...
": --> Die wenigen Überlebenden wachsen jetzt gesund (siehe Bilder im Anhang)! Auch scheinbare Totalverluste scheinen wieder auszuschlagen.
Das geht gerade sehr langsam, da die Pflanzen wirklich in schlechtem Zustand sind, in ein paar Wochen/Monaten melde ich mich zurück und berichte. Ich werde jetzt vorerst alles so lassen und bis zu Mangelerscheinungen PO4 und Fe nicht düngen. Dabei richte ich mich nach dem einzigen richtig gesund wachsenden Stängel R. sp. "colorata" (s. Anhang), der wird mein Indikator.
Alle Bilder sind übrigens von heute aus demselben Becken
Viel Spaß beim Lesen/Kommentieren